Carolin Kebekus — niedliche Kleine mit derben Sprüchen

Sie macht ähnliche Witze wie Mario Barth — sieht aber besser aus. Über ein Phänomen in der deutschen Komödien-Szene.

Düsseldorf. Sie ist ein Phänomen. Die Aufführung am Mittwoch in Düsseldorf: ausverkauft — bereits im herbst und innerhalb von drei Wochen. Der Auftritt in Krefeld? „Tut uns leid, es gibt keine Karten mehr.“ 30 Jahre ist Carolin Kebekus alt und zu ihrer eigenen Überraschung bereits so erfolgreich, wie manche Comedy-Kollegen erst nach Jahren sind.

Phänomenal ist das auch, weil ihre Themen so neu nicht sind — Talkshows, It-Girls, Männerfantasien. Der schräge Witz liegt vielmehr in ihrer Sicht auf den Alltag. Kebekus, geboren in Bergisch Gladbach — „weiß der Teufel warum“, wie sie auf ihrer Homepage schreibt — aufgewachsen in Köln-Ostheim, greift gern zu harten Tönen — und sie kann sie sich leisten.

Als anmutig hat ein Kollege sie beschrieben. Eine zierliche Frau, der jeder abnimmt, dass sie Ponys liebt. Und bei der man Kraftausdrücke wie „Botox-Fresse“ — in Anspielung auf die geliftete Prominenz — eigentlich nicht vermutet. Dass sie an ihnen dennoch einen diebischen Spaß hat, macht Kebekus’ Erfolg aus.

Sie kann Witze nicht mehr hören, in denen der Mann genervt ist, weil er die Frau beim Schuhkauf begleiten soll: „Das trifft vielleicht auf meine Oma zu, aber nicht mehr auf die Frauen von heute. Ich trinke auch lieber ein Bier, statt mir neue Schuhe zu kaufen.“

Konsequent wundert sich die 30-Jährige daher auf der Bühne über Frauen, die sich ereifern, „weil das Arschloch da hinten“ ihnen „voll auf die Titten guckt. Ich zieh mir doch nicht so’ nen Ausschnitt an und bin dann sauer, wenn einer guckt. Ich bin sauer, weil keiner guckt.“ Ein Spruch, bei dem Frauen und Männer lachen. Wohl auch die Kegelclub-Damen, „die regelmäßig im Publikum sitzen und immer so gickelig sind.“

Ihr Vorbild ist Gaby Köster. „Das heißt aber nicht, dass ich ihr nacheifern will“, sagt sie. Vielmehr habe sie als Kind die Nummern der Kölner Comedyfrau so oft gesehen, bis sie sie irgendwann auswendig konnte und beim Geburtstag des Vaters vortrug. Dann kam der Auftritt bei der RTL-Sendung „Freitag Nacht News“: „Ich war 19 und Praktikantin. Bei einem Nachtdreh sind die Komparsen abgehauen, und dann hab ich mitgespielt.“

Schon bald folgte — auf Drängen eines Freundes — ein Auftritt auf einer kleinen Stand-Up Bühne, dann die Einladung zu der Comedy-Nachwuchssendung „Nightwash“ im WDR und schließlich zum „Quatsch Comedy Club“ bei ProSieben. Schützenhilfe bekam sie auch von Jürgen von der Lippe, bei dem sie des Öfteren in der Sendung „Was liest Du?“ eingeladen war und der mit ihr sowie Jochen Malmsheimer die CD „Der witzigste Vorleseabend der Welt“ machte.

Jetzt geht Kebekus mit ihrem ersten Solo-Programm „PussyTerror-Tour“ auf Tour. Die Gags fürs Programm hat sie selbst geschrieben, unterstützt hat sie ihr Bruder David, der Autor ist. Im vergangenen November war Kebekus bei den „Spaßgesellschaftsabenden“, einer Tour des Kölner Ateliertheaters dabei. „Dort war ich der Außenseiter. Keiner kannte mich.“ Das ist jetzt anders.

Viele Hallen sind ausgebucht, nun muss Kebekus beweisen, dass ihr Witz länger als fünf Minuten reicht. Die beiden ausverkauften Auftritte in Düsseldorf und Krefeld nennen sich vorerst „Vorpremieren“, um auszuprobieren, ob die Späße funktionieren. Ja, sie sei aufgeregt, gibt sie zu. „Jetzt erwartet man natürlich auch was von mir.“

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