Burgtheater-Intendant entlassen: „Schaden für Republik abwenden“

Burgtheater-Intendant Matthias Hartmann entlassen.

Burgtheater-Intendant entlassen: „Schaden für Republik abwenden“
Foto: dpa

Wien. Der Intendant des Wiener Burgtheaters, Matthias Hartmann (50), ist im Zuge des Finanzskandals an der renommierten Bühne fristlos entlassen worden. Das teilte der österreichische Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) am Dienstag in Wien mit. Zwei Rechtsgutachten hätten schwere Mängel im Rechnungswesen und im Kontrollsystem gezeigt. „Um weiteren Schaden für die Republik und das Burgtheater abzuwenden, musste dieser Schritt gesetzt werden“, sagte Ostermayer. Hartmann, der aus Osnabrück stammt und 2000 bis 2005 sehr erfolgreich Intendant des Schauspielhauses Bochum war, bestritt alle Vorwürfe.

Die Entscheidung fiel nicht einmal 24 Stunden nach Hartmanns Angebot, seine Position als Geschäftsführer bis zur Klärung aller Vorwürfe ruhen zu lassen. Ostermayer sagte, die Auswertung von Gutachten habe ihm keine andere Wahl gelassen, als die sofortige Abberufung Hartmanns zu erwirken. Die Gutachten hätten „erhebliche Verletzungen der Sorgfaltspflicht eines Geschäftsführers“ gezeigt, so der Minister. Der Beschluss wurde einstimmig vom Aufsichtsrat angenommen.

Hartmann hatte den Chefposten an der „Burg“ 2009 angetreten. Er kündigte rechtliche Schritte an. „Nun verlangt man, dass ich mehr weiß als die Controller und die Kaufleute. Das ist für jeden deutschsprachigen Theaterbetrieb absurd.“

Der Kulturminister will ebenfalls Schadenersatzforderungen prüfen lassen. Als Geschäftsführer und künstlerischer Leiter habe Hartmann ebenso die Verantwortung für die finanzielle Situation des Hauses gehabt wie die bereits entlassene Vizedirektorin und ehemalige kaufmännische Geschäftsführerin Silvia Stantejsky, sagte er.

Das 1776 gegründete Wiener Burgtheater gilt als eine der wichtigsten Bühnen im deutschsprachigen Raum. In der Spielzeit 2012/2013 rechnete das Haus mit einem Verlust von rund 8,3 Millionen Euro. Außerdem drohten Steuernachzahlungen in Millionenhöhe. Nun wird zunächst nach einem interimistischen Nachfolger für Hartmann gesucht, dessen Vertrag noch bis Ende August 2019 läuft.

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