Monolog Bravos für Brüggemanns „Vater“ in Berlin

Berlin (dpa) - Mit dem Stück „Vater“ hat Filmregisseur Dietrich Brüggemann (41) sein Theaterdebüt gegeben. Die von Brüggemann geschriebene und auch selbst inszenierte Tragikomödie wurde am Samstagabend am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt.

Monolog: Bravos für Brüggemanns „Vater“ in Berlin
Foto: dpa

Erzählt wird von Michael (Alexander Khuon), der am Sterbebett seines Vaters (Michael Gerber) eine Bilanz seines eigenen bisherigen Lebens zieht. Das Publikum feierte Brüggemann („Tatort“, „Kreuzweg“) und seinen grandiosen Solisten Khuon mit Bravos und langem Applaus.

Der 38-jährige Khuon spricht über anderthalb Stunden einen mitreißenden Monolog - witzig und sehr berührend. Angesichts des nahen Todes seines an einem Hirntumor leidenden Vaters macht sich Michael bewusst, wie viel negativen Einfluss sein Erzeuger auf sein Leben hatte. Gleichzeitig fragt er sich, was für ein Mensch sein Vater wirklich war.

Seine ins Publikum gesprochenen Reflexionen illustriert der Ich-Erzähler mit Röntgenbildern seiner Familienmitglieder und seiner Freundinnen und Freunde. Es geht vor allem um Familien- und Beziehungsprobleme und um die Frage, ob es die große Liebe wirklich gibt. Nur ganz kurz wird der regungslos im Krankenhausbett liegende Vater selbst zu Wort kommen.

Brüggemanns Filmarbeiten sind preisgekrönt. Zu seinen bekanntesten Kinofilmen gehören „Kreuzweg“, „Heil“ und „3 Zimmer/Küche/Bad“. Für das Drama „Kreuzweg“ über religiösen Fanatismus wurde Brüggemann 2014 gemeinsam mit seiner Schwester Anna mit dem Silbernen Bären der Berlinale für das beste Drehbuch ausgezeichnet. „Kreuzweg“ ist ein formal strenges, an den 14 Stationen des Kreuzweges von Jesus Christus orientiertes Werk über ein 14-jähriges Mädchen, das in einer radikalgläubigen Familie aufwächst. „Heil“ ist eine bitterböse Satire über Neonazis.

Im September gab Brüggemann sein „Tatort“-Debüt. Er inszenierte die Stuttgarter „Tatort“-Folge „Stau“, die mit den Kommissaren Sebastian Bootz (Felix Klare) und Thorsten Lannert (Richy Müller) im Verkehrschaos der baden-württembergische Landeshauptstadt spielt und sehr gute Kritiken bekam.

Die Idee für „Vater“ sei über viele Jahre gewachsen, so Brüggemann im Video-Interview auf der Theater-Webseite. Und der Unterschied zum Filmemachen? „Man hat beim Film einfach nie Zeit. Es ist immer eine einzige Hetze“, so Brüggemann. „Das ist halt in einem Theaterproben-Prozess ganz anders. Das ist sehr angenehm.“

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