Tricks mit der Buchpreisbindung

Bücher haben in Deutschland einen festen Preis. Manche Anbieter versuchen aber, das Gesetz zu umgehen.

Düsseldorf. Das Buch wird in Deutschland geschützt wie kaum ein anderes Produkt. Seit Jahrzehnten sorgt die Preisbindung dafür, dass der neueste Bestseller in der kleinen Buchhandlung an der Ecke genauso viel kostet wie beim großen Filialisten im Einkaufscenter — ein Preiswettbewerb ist unmöglich. Das gefällt nicht jedem. Und so sieht sich der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der über die Einhaltung der Preisbindung wacht, immer wieder mit Verstößen konfrontiert.

2011 beantragte der Börsenverein drei einstweilige Verfügungen gegen Internet-Händler, die ihre Kunden mit Gutscheinen oder Preisnachlässen locken wollten: buch.de, studibooks.de und redcoon.de. Die endgültigen Urteile stehen noch aus.

„Im Online-Buchhandel gibt es einen stärkeren Kampf um den Kunden, da man ihn nicht mit den klassischen Mitteln an sich binden kann“, sagt Christian Sprang, Justiziar des Börsenvereins. Kunden werden etwa mit einem Gutschein beschenkt, den wiederum ein Kooperationspartner bezahlt. Studibooks.de, ein Portal für studentische Fachbücher, gewährte sogar dauerhaft einen Nachlass von zehn Prozent — auch dort wurde die Differenz zum Ladenpreis von Unternehmen übernommen.

Doch darin sehen die Preisbindungshüter ein Problem: Wenn ein Unternehmen einen Teil des Preises zahle, sei der volle Ladenpreis am Ende zwar entrichtet. Da es ihm aber um einen Imagegewinn gehe, sei zumindest ein Teil der Zuzahlung als Werbeentgelt zu betrachten. So urteilte auch das Landgericht Hamburg bei studibooks.de und erließ die einstweilige Verfügung.

Bastian Klasvogt, Gründer des Unternehmens, findet das unfair. „In unseren Augen hat das Gericht den Sinn der Buchpreisbindung völlig verkannt. Gemacht wurde sie, um kleine Händler wie uns zu schützen und den Preiswettbewerb zu verhindern“, sagt er. „Wir haben mit unserem Modell eine Dienstleistung gefunden, mit der wir uns abheben. Die Buchhandlung vor Ort punktet mit besserem Rat. Wir punkten mit der Vermittlung von finanziellen Zuschüssen.“

Ähnlich sieht es redcoon.de: „Das Thema ist viel umfassender, als ein paar Gutscheine an die Kunden zu verteilen“, sagt eine Sprecherin. „Dazu zählen auch andere Gepflogenheiten, die den Wettbewerb verzerren — etwa neue Bücher mit einem kleinen Mangel zu versehen und dann deutlich günstiger zu verkaufen.“

Dass die Buchpreisbindung grundsätzlich in Gefahr ist, glaubt Christian Sprang indes nicht. „Die Branche steht fast wie ein Mann hinter ihr“, sagt er. „Jeder, der sich mit ihr beschäftigt, erkennt ihren Sinn.“ Trotzdem versuchen Online-Buchhändler weiterhin, mit Gutscheinen zu punkten — und tricksen dabei ein bisschen. So hat etwa Thalia.de kurz vor dem Valentinstag per E-Mail Gutscheine verschickt. Mit einem Zusatz im Kleingedruckten: „Der Gutschein ist nur gültig für nicht preisgebundene Artikel.“

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