Neven DuMonts lesen aus ihren Büchern

Köln (dpa) - Es war ein Familientreffen - und ein ungewöhnlicher Literaturabend. Dass drei sehr verschiedene Autoren aus drei Romanen vorlesen, ist gar nicht so selten. Dass sie aus derselben prominenten Familie kommen, schon.

„Die Manns haben nie zu dritt zusammen gelesen - wir tun es“, sagte Reinhold Neven Du Mont am Donnerstag mit einem verschmitzten Lächeln in der Mayerschen Buchhandlung in Köln, wo er zusammen mit seinem Bruder und seiner Schwägerin auftrat.

Bekannt sind sie alle drei - aber nicht in erster Linie als Romanschriftsteller: Alfred Neven DuMont (84) ist einer der großen deutschen Zeitungsverleger der Nachkriegszeit und hat den Verlag M. DuMont Schauberg („Kölner Stadt-Anzeiger“, „Berliner Zeitung“ und sechs weitere Titel) zur Mediengruppe ausgebaut.

Seine Frau Hedwig Neven DuMont (65) leitete lange den Kultur- und Kommunikationstreff „studio dumont“ und erhält in diesem Jahr für ihr vielfältiges Engagement die „Alternative Ehrenbürgerschaft“ Kölns. Und Alfred Neven DuMonts Bruder Reinhold Neven Du Mont (75) - er schreibt seinen Nachnamen in drei Worten - hatte als Eigentümer von Kiepenheuer & Witsch großen Erfolg als Literaturverleger.

Nun haben sie fast gleichzeitig Romane vorgelegt: Hedwig Neven DuMont den Kriminalroman „Backgammon“ über die Kommissarin Clara, die sich um obdachlose Jugendliche kümmert; Alfred Neven DuMont den Roman „Vaters Rückkehr“ über eine schwierige Vater-Sohn-Beziehung; und Reinhold Neven Du Mont den Roman „Der Maskensammler“ über einen Völkerkundler und seine Tochter. Während es Hedwig Neven DuMonts erster Roman ist, hatte ihr Mann vor zwei Jahren schon „Reise zu Lena“ und Reinhold Neven Du Mont „Die Villa“ veröffentlicht.

„Abgesehen vom Zeitpunkt des Erscheinens unterscheiden sich "Backgammon", die "Rückkehr des Vaters" und "Der Maskensammler" allerdings in Inhalt und Form, Themenwahl und Darstellungsweise in jeder Hinsicht“, sagte Reinhold Neven Du Mont. Aber dann wählten alle drei Autoren zum Vorlesen Passagen, die unter die Haut gingen.

Der Vater in Alfred Neven DuMonts Buch beschreibt, wie sich seine Frau vor vielen Jahren ins Meer stürzte und starb. Aus dem Leben des „Maskensammlers“ hörten die Besucher auf der voll besetzten Leseebene der Buchhandlung eine Schlüsselszene - wie der Sohn nach dem Krieg die Waffenkammer seines Vaters öffnete, des „Tyrannen seiner Jugend“. Und Hedwig Neven DuMont schilderte die tiefe Freundschaft zwischen der jungen Kommissarin Clara und einer alten Frau.

Aber es gab nicht nur diese gewichtigen Szenen aus den Büchern, sondern auch die heiteren Zwischentöne der Schriftsteller. Die Krimiautorin Hedwig Neven DuMont gestand: „Das Morden ist mir schwergefallen am Anfang. Deshalb ist meine erste Tote über 90 Jahre alt, querschnittsgelähmt und wollte eh nicht mehr wirklich leben. Inzwischen bin ich langsam Profi, ich gebe es zu.“

Und Alfred Neven DuMont verriet seine Motivation, nach den Unternehmer-Jahren mit den harten Realitäten zur Fiktion zu wechseln: „Jetzt am Abend des Lebens sich der Fantasie hinzugeben ist köstlich. Die Gedanken sind frei.“

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