Krimi: Kalteis von Andrea Maria Schenkel - Ein Mann liebt Blut

Die kleine Edition Nautilus bringt den nächsten großen Hit: „Kalteis“ von Andrea Maria Schenkel.

<strong>Düsseldorf. Für den Überraschungserfolg "Tannöd" erhielt Andrea Maria Schenkel auf Anhieb den "Friedrich-Glauser-Preis", den angesehensten deutschen Kriminalbuchpreis in der Sparte Debüt. Denn Schenkel hatte zuvor keine Zeile verfasst. Zweifellos, hier hat jemand seine Spätberufung entdeckt. Von "Tannöd" wurden 250 000 Exemplare verkauft, "Kalteis" startet mit 50 000. Doch ob die Geschichte des Mannes, der sich zwanghaft mit äußerster Brutalität an Mädchen vergreift, ebenso gut läuft, steht vorerst dahin. Josef Kalteis, ein "aufrechter Deutscher", und, peinlich genug, Mitglied der NSDAP, steht zu harten Strafen. "An seinem Sackl aufhängen würd ich den und den Belli ab. Zack!", sagt er dem Vernehmungsrichter. Der Fall wird Ende Oktober 1939 als "Geheime Reichssache" abgeschlossen. 17 Sekunden dauert die Hinrichtung, erfahren wir.

Die große Sehnsucht der jungen Münchner Mädchen

Dann lässt Schenkel im Wechsel Zeugen berichten und die Opfer von ihren Sehnsüchten nach einem bisschen Großstadtglück erzählen. Und man folgt dem Täter - nachdem man zuerst auf eine falsche Fährte gelockt wird -, dessen Leben schließlich von seinem abartigen Sexualdrang beherrscht wird. Walburga, Anna, Mitzi und vor allem Kathie, die aus der Enge des Dorfes ins verheißungsvolle München geflohen ist, warten auf den einen Mann. Stattdessen laufen sie geradewegs in einen so frühen wie grausamen (am Ende immer ekelerregenderen) Tod.

Die Geschichte dieses Mörders ist wahr. 1942 erschien eine Dissertation über den "Fall Eichhorn", wie der tatsächliche Mörder hieß, der äußerst blutrünstig gewesen sein muss. So sagt er bei Schenkel, wie prima er Schweineschlachten ("Saustechen") findet, denn er "rührt so gerne das Blut".

Aber egal, spannend ist und bleibt es, bis man erschöpft und erschüttert das Buch schließt.

Kennzeichen Der unabhängige Hamburger Verlag ist 30 Jahre alt, Geschäftsführer: Lutz Schulenburg.

Themen Verlegt werden Literatur zu Politik und Kunst, Biografien, Krimis sowie die Krimireihe "Kaliber .64", deren Bände alle nur 64 Seiten haben. Verlegerische Großtat ist die 14-bändige Werkausgabe von Franz Jung.

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