Gefährliche Jagd nach dem mysteriösen Erbe der Neandertaler

Wissenschaftsjournalist Jens Lubbadeh widmet sich in seinem neuen Roman einem Mordfall um geklonte Frühmenschen.

Gefährliche Jagd nach dem mysteriösen Erbe der Neandertaler
Foto: Christina Koerte

Ratingen. Für den Neandertaler und sein Schicksal interessiert sich Jens Lubbadeh schon seit langem. Nun hat der 44 Jahre alte Hamburger Journalist diesen ausgestorbenen Verwandten des heutigen Menschen in den Mittelpunkt seines neuen Science-Thrillers gestellt.

Allerdings spielt das Buch nicht in prähistorischen Zeiten, sondern 40 Jahre in der Zukunft. Und die im Buch behandelten Neandertaler sind nicht Täter, sondern Opfer einer auf Gesundheit, Schönheit und Selbstoptimierung fixierten Zukunftswelt im Deutschland des Jahres 2053. Der Plot beginnt damit, dass ein Kommissar eine seltsam aussehende Leiche entdeckt. Dieser Fund und die daraus folgenden Ermittlungen bringen ihn zu einem Massengrab nahe Düsseldorf, in dem offenbar Überreste von Neandertalern liegen. Die Fundstücke sind allerdings nicht älter als 30 Jahre. So weit das Rätsel.

Bei den Neandertalern handelt es sich offenbar um Klone, die mittels genetischer Manipulation an menschlichen Embryonen „hergestellt“ und dann ausgetragen wurden. „Der Bauplan eines Neandertalers und unserer weisen keine großen Unterschiede auf. Man kann die DNA leicht umschreiben“, sagt Lubbadeh, der sich bei seiner journalistischen Arbeit mit dem entsprechenden Crispr-Verfahren beschäftigt hat. Zudem hat Lubbadeh auch eine Ausgrabung in Bulgarien begleitet, bei der nach Überresten des Neandertalers gesucht wurde.

Nach der Entzifferung des Erbgutes beim modernen Menschen und angesichts der möglichen Verfahren zur Manipulation der DNA sei ihm vor etwa zwei bis drei Jahren die Idee zu dem Buch gekommen. Erkenntnisleitende Frage: Was passiert, wenn Wissenschaftler die Macht haben, an der DNA eines Menschen oder eines Urmenschen „herumzufuhrwerken“. Vor dem Hintergrund entwickelt sich die Geschichte über fast 530 Seiten.

Im Mittelpunkt stehen dabei weniger der Kommissar als vielmehr ein gehörloser Neandertaler-Forscher und das Schicksal von drei Forscherinnen. Lubbadeh kommt dabei zugute, dass er als studierter Biologe eine Affinität zu seinem Thema hat. Zudem verfügt er durch seine Arbeit als Wissenschaftsjournalist über ein umfangreiches Fachwissen.

„Neanderthal“ ist sein zweiter Roman, bereits im vergangenen Jahr erschien „Unsterblichkeit“ — ein Science-Fiction-Roman, der sich mit Virtual Reality und dem „Klonen“ von Menschen als Hologramm befasst. Besondere Beziehungen zum Neandertal oder der Region Düsseldorf hat der in Rom geborene Autor nicht. Im Zuge seiner Recherchen habe er allerdings mehrmals das Neanderthal-Museum in Mettmann und auch den Fundort besucht. Zudem führte er Gespräche mit Forschern.

Etwa ein halbes Jahr hat Lubbadeh am Roman geschrieben. Die Form des Science-Thrillers habe er gewählt, weil er diese Art der Bücher gerne liest. Denn trotz des wissenschaftlichen Überbaus will er vor allem eines: unterhalten. „Der Lesefluss darf nicht durch zu viele Fakten gebremst werden“, sagt der 44-Jährige. Es gehe nicht darum, Belehrungen zu geben, sondern Raum für „Denkanstöße“ zu bieten.

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