Chilene Nicanor Parra erhält Cervantes-Preis

Madrid (dpa) - Der chilenische Dichter Nicanor Parra erhält den Cervantes-Preis 2011, die höchste literarische Auszeichnung der spanischsprachigen Welt. Dies gab die spanische Kulturministerin Ángeles González-Sinde am Donnerstag in Madrid bekannt.

Der 97-Jährige, der als der Gründer der „Antipoesie“ gilt, setzte sich bei den Abstimmungen der Jury unter anderem gegen den Nicaraguaner Ernesto Cardenal und den Mexikaner Fernando Vallejo durch. Der vor 36 Jahren vom spanischen Kulturministerium geschaffene Cervantes-Preis ist mit 125 000 Euro dotiert und wird alljährlich vergeben. Nach einem ungeschriebenen Gesetz geht er abwechselnd an einen spanischen und einen lateinamerikanischen Autor. Im vorigen Jahr erhielt die Spanierin Ana María Matute die Auszeichnung.

Nicanor Parra, ein Bruder der beliebten Folklore-Sängerin Violeta Parra, betrachtet sich als einen „Antipoeten“, weil er mit seinen gereimten Sinnsprüchen und Kollagen in der Dichtkunst radikal mit der Tradition der Verse und der Sprache gebrochen hat. Er wird daher in der chilenischen Poesie auch als ein Gegenpol zu seinem berühmten Landsmann Pablo Neruda (1904-1973) betrachtet.

Für sein literarisches Werk erhielt Parra zahlreiche Auszeichnungen. Außerhalb der spanischsprachigen Welt sind seine Gedichte wenig bekannt. Im Gegensatz zu vielen anderen chilenischen Intellektuellen ging er während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) nicht ins Exil, sondern unterrichtete in Chile an einer Universität Mathematik und Physik.

Als in Madrid der Preisträger bekanntgegeben wurde, wusste Parra zunächst nichts von seinem Glück. „Wir konnten ihn nicht ausfindig machen“, sagte die spanische Ministerin. „Er nimmt den Telefonhörer nicht ab.“

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