Britische Krimi-Autorin Ruth Rendell gestorben

London (dpa) - Scotland-Yard-Inspektor Reginald Wexford war ihr Markenzeichen: Die britische Bestseller-Autorin Ruth Rendell zog rund fünf Jahrzehnte lang Millionen Leser in ihren Bann.

Britische Krimi-Autorin Ruth Rendell gestorben
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Unter dem Pseudonym Barbara Vine schrieb sie neben Krimis auch Psychothriller, mit denen sie zahlreiche Preise gewann, darunter dreimal den Edgar-Allan-Poe-Preis und den renommierten Grand Master Award. Jetzt ist sie im Alter von 85 Jahren gestorben.

Die Lehrertochter konzentrierte sich in ihren mehr als 60 Romanen eher auf die Mordumstände als auf die Suche nach dem Täter. Sie habe zu den wichtigsten Köpfen einer Generation von Schreibern gehört, „die Krimistoff nahmen und zu Literatur machen“, würdigte die britische BBC Rendell.

Viele ihrer Geschichten wurden verfilmt, zum Beispiel „Live Flesh - Mit Haut und Haar“ unter der Regie des Spaniers Pedro Almodóvar. Ihre Themen waren Besessenheit, Zufall und Glück sowie missverstandene Kommunikation. In ihren Romanen blickte sie tief in die Seelen ihrer Figuren und deckte deren oft pathologische Eigenarten auf.

Ruth Barbara Grasemann kam am 17. Februar 1930 als einziges Kind eines Lehrerpaares in London zu Welt. Schon in der Schule begeisterte sie sich fürs Schreiben. Nach dem Abschluss arbeitete sie zunächst für verschiedene Zeitungen und heiratete 1950 ihren Kollegen Donald Rendell, mit dem sie einen Sohn hatte. Nach einer Trennung gab sich das Paar erneut das Jawort. Donald Rendell starb 1999.

Die Karriere als Journalistin musste Rendell schon früh aufgeben, nachdem sie über das Jahresabschluss-Essen eines Tennisvereins schrieb, ohne anwesend zu sein - und dabei den Tod eines Redners nicht mitbekam. „Alles Liebe vom Tod“ hieß ihr erster Wexford-Krimi (Originaltitel: „From Doon with Death“).

Der Roman erschien 1964 und war gleich ein großer Erfolg. In den Jahren zuvor hatte sie mehreren Verlagen erfolglos ihre Arbeiten angeboten, Inspektor Wexford brachte den Durchbruch. In England wurde der glücklich verheiratete Ermittler bald so bekannt wie die Kollegen Sherlock Holmes und Miss Marple und trat in 24 Krimis auf.

Auf Deutsch erschien als letzter Wexford-Krimi „Was die Schatten verbergen“ (2009). Rendells jüngstes Buch war 2014 „The Girl Next Door“, eine deutsche Übersetzung gibt es noch nicht. Im Oktober soll mit „Dark Corners“ ein weiterer Roman im Hutchinson-Verlag erscheinen. Lange sah es nicht danach aus, als denke Rendell ans Aufhören. Doch wenige Wochen vor ihrem 85. Geburtstag im Februar erlitt die Starschreiberin einen Schlaganfall.

Rendell lebte so stoisch, wie sie ihre Figuren darstellte. Vormittags schrieb sie, nachmittags saß die Baroness für die Labour-Partei im britischen Oberhaus. Dort hatte die Krimi-Queen zwar keinen großen politischen Einfluss, traf aber viele Experten, die für die Recherche zu ihren Büchern hilfreich waren. Mit der 2014 gestorbenen Kollegin PD James, die für die Konservativen im Oberhaus saß, verband Rendell eine langjährige Freundschaft.

Angeblich spendete die auch finanziell sehr erfolgreiche Autorin große Summen für wohltätige Zwecke. Seit ihrer Erhebung in den Adelsstand hieß sie offiziell Baroness Ruth Barbara Rendell of Babergh of Aldeburgh in the County of Suffolk.

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