Ausstellung: Ein Zar zu Besuch in Holland

Ausstellung in Amsterdam zeigt das Leben von Peter dem Großen.

Amsterdam. Die Liebe des Zaren zu Holland begann im August 1697. Peter der Große (1672-1725) besuchte zum ersten Mal das Land hinter den Deichen, damals eine große Handelsmacht. Er wollte lernen, wie man Schiffe baut.

Doch er lernte noch viel mehr und hinterließ viele Spuren. Es ist kein Wunder, dass er im Mittelpunkt des Niederlande-Russland-Jahres steht, in dem die Jahrhunderte alten Beziehungen beider Länder gefeiert werden.

Seine Neugier war unersättlich. Das belegen die rund 700 Objekte aus dem Leben des Zaren, die ab heute in der Amsterdamer Hermitage zu sehen sind. Die Dependance des berühmten Sankt Petersburger Museums zeigt Werkzeug, Sammlungen, Gemälde, Waffen, Schmuck.

Spitzenstück der Ausstellung, mit Leihgaben der berühmten St. Petersburger Eremitage und anderer internationaler Museen, ist ein Rembrandt. 1716 hatte Peter der Große für 80 Gulden das Gemälde „David nimmt Abschied von Jonathan“ gekauft.

Bei seinem ersten Besuch reiste der Zar allerdings inkognito nicht etwa in die Metropole Amsterdam, sondern knapp 15 Kilometer weiter in das Fischerdorf Zaandam. Die Schiffswerften des Dorfes waren damals berühmt. Und Peter hoffte, dort alles zu lernen, um später in Russland eine Kriegs- und Handelsflotte aufzubauen. Im Hinterhaus des Schmieds Gerrit Kist konnte er unterkommen.

Das fast 400 Jahre alte Holzhäuschen wurde am Freitag völlig restauriert eröffnet. Kaum 30 Quadratmeter groß ist das aus alten Schiffen gezimmerte Haus. In der Küche schlief der Zar in einem Schrankbett. Nicht gerade bequem für einen an Himmelbetten gewöhnten Fürsten, der zudem 2,04 Meter lang war.

Auch wenn er inkognito reiste, seine außergewöhnliche Länge verriet ihn. „Die Leute folgten ihm überall, belagerten den Garten“, erzählt Faria Guseynova, die Direktorin des Zar Peter Häuschens, heute ein Museum. „Wie die Paparazzi.“ Nach nur acht Tagen zog Peter nach Amsterdam. Dort blieb er vier Monate. Er lernte Schiffe zu bauen, aber studierte auch Anatomie, Buchdruck, Botanik.

Das kleine Zaandam ist seit dem 18. Jahrhundert ein Pilgerort von Bewunderern des Zaren aus aller Welt. Doch das Häuschen, das die niederländische Königsfamilie den Romanoffs geschenkt hatte, drohte durch Wind und Wetter zu verfallen. Die Zarenfamilie ließ ein Steindach bauen. 1895 veranlasste der letzte russische Zar Nikolaus II., den Bau eines steinernen Hauses um die Bleibe seines Vorfahren herum. So entstand ein Häuschen in einem Häuschen.

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