Argentinien will junge Autoren nach vorn bringen

Die Schriftsteller des Gastlandes bei der Buchmesse zeigen sich multimedial, experimentierfreudig und höchst lebendig.

Buenos Aires. Einen "fantastischen Schmelztiegel aus Kulturen aus aller Welt" nennt der argentinische Schriftsteller und Literaturprofessor Mario Goloboff seine Heimat. Gerade diese Mischung habe eine einzigartige Literatur in seinem Land hervorgebracht. Diese besondere Qualität wollen die Autoren vom Rio de la Plata bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse zeigen, auf der Argentinien Gastland ist.

Rund 60 argentinische Autoren und Intellektuelle schickt das südamerikanische Land zur wichtigsten Bücherschau der Welt. Argentinien will bei der Buchmesse vor allem auch jüngeren Autoren ein Forum bieten, die zum Teil in Deutschland schon hoch gehandelt werden. Diese zeigt sich multimedial, experimentierfreudig und höchst lebendig. Ihre Autoren sind im Comic wie im Film zuhause und wechseln souverän zwischen den Genres.

So begann Pablo de Santis, Jahrgang 1963, mit dem Schreiben von Comic-Szenarios, war Drehbuchautor und ist erfolgreicher Kinderbuchautor, eigentlich aber der Krimi-Philosoph unter den argentinischen Schriftstellern ("Das Rätsel von Paris").

Der Viel- und Kurzschreiber César Aira, ein Querdenker, schreibt Romane über Pizza-Lieferanten im Buenos Aires der Wirtschaftskrise, übers Sportstudio oder über in kafkaeske Verwicklungen geratende Beamte, die zur Dichterfeder greifen ("Die nächtliche Erleuchtung des Staatsdieners Varamo").

Das Fußballfeld ist das Parkett von Eduardo Sacheri, Jahrgang 1967. Der Professor für Geschichte widmet sich den Helden und Verlierern des Kampfes auf dem Feld des Lebens. Seine Erzählungen sind einfühlsame Studien über die argentinische Mentalität ("Asado verbal").

Unheimliches tritt bei Samanta Schweblin, 1978 in Buenos Aires geboren, mit selbstverständlicher Traumsicherheit in den Alltag, der Leser wird verstört entlassen ("Die Wahrheit über die Zukunft").

Martin Kohan (Foto: Alejandra Lopez), geboren 1967, ist Kaffeehausliterat und Vielflieger, denn er unterrichtet an zwei argentinischen Universitäten Literaturtheorie. Im neuesten Werk "Sittenlehre" persifliert er die leere Moral eines argentinischen Vorzeige-Gymnasiums während der Diktatur.

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