Architektin Zaha Hadid: Die Meisterin der Schwerelosigkeit

Porträt: Stararchitektin Zaha Hadid entwirft ihre Bauten auch mit 60 Jahren nicht an einem Computer.

London. Natürlich zelebriert sie ihre Auftritte. Zaha Hadid, die einzige Frau in der ersten Liga der zeitgenössischen Architekten, hat schließlich lange genug gebraucht, um dort oben anzukommen. So durchschreitet sie Räume wie eine kostbar gekleidete Diva, spricht betont leise, während zartgliedrige Assistenten sie umwuseln.

Doch man lasse sich von dieser scheinbaren Trägheit nicht täuschen. Zaha Hadid beherrscht ein weltweit agierendes Imperium. Zu ihrem 60. Geburtstag am Sonntag darf sie sich selber zu einer außergewöhnlichen Karriere in einer Männerwelt gratulieren.

Aufgewachsen ist sie in Bagdad. Die Familie lebte einen westlichen Lebensstil und verließ nach der Machtübernahme durch den Diktator Saddam Hussein das Land Richtung Beirut. Doch künstlerische Freiheit erfuhr Zaha Hadid nach eigenen Worten erst in London: "Meine Wahlheimat ist Großbritannien, das einzige Land, in dem man künstlerisch erfolgreich und zugleich exzentrisch sein kann."

Konsequent hat Zaha Hadid ihre atemberaubenden und buchstäblich schrägen Entwürfe verfolgt: Zunächst verblüffte sie mit kühn gegeneinander verschobenen Ebenen, durchzogen von spitzen Keilen - wie etwa 1990 ihr preisgekrönter Entwurf für den Düsseldorfer Medienhafen. Das Projekt platzte jedoch wegen zu hoher Kosten. Der endgültige Durchbruch kam 1993 mit der Feuerwache für das Vitra-Werk in Weil am Rhein, auch wenn die letztlich besser zur Galerie taugte.

Mittlerweile ist sie zu fließend runden und zugleich dynamischen Formen übergegangen, wie im Wolfsburger Museum Phaeno und dem just eröffneten Kunstmuseum "Maxxi" in Rom. In diesem Jahr hat sie auch ihre Doppeloper im chinesischen Guangzhou eingeweiht, in London baut sie für die Olympischen Spiele 2012 ein Schwimmbad.

Ihre 300 Mitarbeiter planen weitere Projekte in Österreich, Italien, Ungarn, Polen, Russland, Ägypten, Dubai, Australien und den USA. Dennoch erkennt man ihre meist schwerelos wirkenden Entwürfe sofort. Dass sie ihre Handschrift bewahrt hat, liegt womöglich daran, dass sie tatsächlich mit der Hand arbeitet und es anderen überlässt, die Zeichnungen im Computer aufzubereiten. "Die Hand kann Fehler machen," sagt sie. "Manchmal gestaltet dadurch der Zufall einen Entwurf, so entsteht Fortschritt."

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