21 Gramm Gewicht – warum das nicht sein kann

Düsseldorf. Steckt die Seele im Gehirn, im Herzen, in allen Körperzellen gar? Oder liegt die gesuchte Stelle gar außerhalb des Körpers? Der Erlanger Physiker Markolf Niemz, der in Büchern wie "Lucy im Licht" Brücken zwischen Theologie und Naturwissenschaft zu schlagen versucht, sagt: "Denkbar wäre auch, dass sich die Seele bereits zu Lebzeiten außerhalb des Körpers befindet und unser Gehirn eine Art Antenne besitzt, über die es mit der Seele kommunizieren kann."

Wenn sie sich aber zu Lebzeiten im Körper befindet, so müsste sie sich doch aufspüren lassen. Der amerikanische Arzt Duncan MacDougall konnte die Seele zwar nicht lokalisieren, doch dass sie da ist, glaubte er mit den Methoden der Naturwissenschaft beweisen zu können. In seinen Experimenten Anfang des 20. Jahrhunderts stellte er ein Bett auf eine Waage, in das sich ein schwer Kranker legte. Vor und nach dessen Tod wurde das Gesamtgewicht registriert. Und siehe da: Bei einem Probanden stellte er einen Gewichtsverlust von 21 Gramm fest. In Versuchen mit weiteren Probanden kam er zu anderen Gewichtsverlusten, mal 10, mal 30 Gramm.

Ungenaue Messmethode, sagen die Wohlmeinenden; für kompletten Unsinn halten die anderen das Experiment. Denn: Die Suche nach dem Wo ist schon ganz falsch gestellt - eben weil in dieser Frage voraussetzt wird, dass wir etwas Räumliches, etwas Materielles, suchen. Ist die Seele aber gar nicht räumlich, sondern eine nur geistig wirkende Kraft, dann können wir sie gar nicht finden. Sondern allenfalls mittelbar wahrnehmen.

Papst Benedikt XVI. hat das einmal gegenüber Erstkommunions-Kindern so erklärt: "Wir sehen unsere Vernunft nicht, und doch sind wir mit Vernunft begabt. Wir sehen unsere Seele nicht, und doch existiert sie. Wir sehen auch den elektrischen Strom nicht und doch sehen wir, dass es ihn gibt, wir sehen die Lichter." Gerade die tiefsten Dinge, so der Papst, die das Leben und die Welt stützen, "sehen wir nicht, aber wir können die Wirkungen sehen und fühlen."

Wir alle erfahren das jeden Tag: Die im Lebendigen wirkende Kraft sehen wir in den Augen, im Gesichtsausdruck unseres Gegenüber. Und spüren sie in unseren eigenen Gefühlen. Mehr werden wir nicht finden. So wie auch ein Chirurg, der ein Gehirn operiert, bei seinem Eingriff niemals einen Gedanken finden wird.

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