Tränen, Lob und harsche Worte beim Bambi 2011

Wiesbaden (dpa) - Eigentlich wie immer bei einer Bambi-Verleihung: Promis geben sich die Hand, ein paar Superstars sind dabei, aber auch Sternchen, ebenso Politprominenz und kreischende Teenie-Fans. Bei der diesjährigen Show am Donnerstagabend sollte aber nicht alles so harmonisch laufen wie gewohnt.

Die meisten der 18 Bambis hatten bereits von Lobreden begleitet die Besitzer gewechselt, da setzte die Pop-Gruppe Rosenstolz zu einer ungewöhnlichen Kritik an und kommentierte deutlich und scharf, dass die Jury dem Rapper Bushido einen Integrations-Bambi verliehen hat. Das Publikum war spürbar gespalten bevor die Trophäen-Staffel wieder Fahrt aufnahm.

„Es ist sehr wichtig, dass wir uns Chancen geben“, sagte der schwule Rosenstolz-Songschreiber Peter Plate vor rund 800 Gästen. „Aber jemanden, der frauenfeindliche, menschenverachtende Texte gesungen hat, so einen Musiker auszuzeichnen, finde ich nicht korrekt.“

Ein Teil des Publikums im Saal applaudierte, bevor der Rüpel-Rapper, der auch für schwulenfeindlichen Lieder bekannt ist, ans Mikrofon trat: „Ich werde heute sicherlich nicht mehr das sagen, was ich vor zehn Jahren gesagt habe“, sagte der 33-Jährige. „Und ich habe gelernt, dass das, was ich gesagt habe, falsch war.“

Auch Bushidos Laudator, der Sänger Peter Maffay, betonte: „Ein Preis kann Versöhnung und Neubeginn sein.“ Bushidos Bambi als „Vorbild für Integration“ sei deshalb ein „besonders wertvoller Bambi“. Bereits vor der Gala hatte es bei Twitter und Facebook Protestaufrufe gegeben, auch das Frauenhilfswerk Terre des Femmes (Berlin) kritisierte die Entscheidung für Bushido als „fatal“.

Ansonsten ließ der Rummel rund um das vergoldete Rehkitz auch in Wiesbaden nichts zu wünschen übrig: Emotionen, zum Beispiel beim Talent-Bambi an die blinde Sängerin Sarah Pisek („Endlich frei“), die erst am Abend von ihrem Preis in der Halle erfuhr.

Humor gab es etwa bei der nicht immer ganz gelungenen Laudatio von Comedv-Star Cindy aus Marzahn auf TV-Urgestein Thomas Gottschalk.

Und laut wurde es, als zwei äußerst nervöse Fans des kanadischen Teenie-Schwarms Justin Bieber ihr Pop-Idol umarmen durften - und dann gleich mit ihm hinter der Bühne verschwanden.

Die schrille Popsängerin Lady Gaga hielt sich dagegen bei ihrem Kurzauftritt auch modisch ungewohnt zurück, trat in schulterfreiem schwarzen Kleid mit Corsage auf und hauchte Laudator Karl Lagerfeld Komplimente ins Ohr.

Der begehrte Medienpreis wurde zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder in Wiesbaden vergeben - und schon lange vor dem Beginn der Trophäen-Staffel schritten die Prominenten in langen Abendroben oder Smoking durch die Rhein-Main-Hallen.

Schon Stunden vor Gala-Beginn erwarteten Hunderte von meist jungen Mädchen lautstark den Popstar Justin Bieber vor der Halle. Lässig mit schwarzer Weste stieg er aus der Limousine, winkte den kreischenden Fans zu, verschwand in der Halle und gab wenig später auf der Bühne seinen neuen Weihnachtssong zum Besten.

Auch Altkanzler Helmut Schmidt kann sich ein vergoldetes Bambi in die Vitrine stellen, der junge Chartsstürmer Tim Bendzko („Nur noch kurz die Welt retten“) will sein Rehkitz dagegen auf die Toilette stellen. Hollywood-Star Gwyneth Paltrow, die den Hauch der internationalen Bühne in die hessische Landeshauptstadt bringen sollte, schien sich zu amüsieren und begrüßte die Zuschauer in wenigen deutschen Sätzen.

Der Burda-Verlag („Bunte“, „Focus“) verleiht die Rehkitz-Trophäe Bambi als traditionsreichsten deutschen Medienpreis jährlich seit 1948.

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