Thomas Gottschalk für sein Lebenswerk geehrt

Marl (dpa) - Thomas Gottschalk bei der Verleihung der Grimme-Preise: Nachdem alle Kultursendungen und Spielfilme ausgezeichnet sind, flitzen Bilder des beliebten Moderators über die Bühnenbildschirme.

Zu sehen sind Gottschalks beste Fernsehmomente.

Als der Film vorbei ist, steht das Publikum auf und applaudiert dem Moderator. Dann überreicht ihm die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) als Präsidentin des Deutschen Volkshochschul-Verbandes einen Preis für sein Lebenswerk. „Er ist ein ungewöhnlicher Entertainer. Er fordert die Menschen nicht nur heraus, er bringt sie zum Lachen“, sagt sie.

Gottschalk bittet den ebenfalls ausgezeichneten Komiker Kurt Krömer auf die Bühne: „Komm hoch, wir sind die einzigen beiden Clowns hier.“ Krömer muss als menschliches Rednerpult herhalten. Davor kniet Moderator Willi Weitzel und hält das Mikrofon. Rita Süssmuth steht lächelnd daneben. In dieser Konstellation hält Gottschalk seine Rede.

Er habe bei seinen Fernsehshows stets alle Menschen im Blick - schlaue Menschen, dicke Menschen, Menschen aus dem Morgenland und aus dem Abendland, erzählt er. Dann gibt er der Fernsehmacher-Elite mit, dass sie nicht nur auf Kritiker und Quoten, sondern vor allem aufs Publikum hören sollte. Eine Spitze hat er auch für die öffentlich-rechtlichen Anstalten: „Hört auf, den Zuschauern hinterherzulaufen, die ihr niemals bekommen könnt, oder nur, wenn ihr den öffentlich-rechtlichen Auftrag vergesst“, sagte Gottschalk. Dafür gibt es Zwischenapplaus.

Am Ende des flammenden Appells schnappt sich Süssmuth noch mal das Mikro: „Der beste Lehrer ist der Lehrer, bei dem man nicht immer denkt, dass er Lehrer ist“, sagt sie. Dies ist der Beginn des großen Finales, bei dem noch mal alle Preisträger der 47. Grimme-Preisverleihung auf die Bühne kommen. Herausragende Fernsehmacher haben sich die Grimme-Preise in 15 Kategorien abgeholt. Besonders lange warten musste Komiker Kurt Krömer auf seine Auszeichnung: Sechsmal schon war er mit seiner „Internationalen Show“ (ARD/RBB) nominiert.

Regisseur Dominik Graf gilt als einer der erfolgreichsten Grimme-Preisträger. Für das quotenschwache Mafia-Epos „Im Angesicht des Verbrechens“ (WDR/Arte/Degeto/BR/SWR/NDR/ORF) darf er sich den neunten Grimme-Preis in seine Vitrine stellen. „Marl, das ist die Heimat des guten deutschen Fernsehfilms“, sagt Graf. Schauspielerin Marie Bäumer, die eine Rolle in dem Zehnteiler spielte, plädiert anschließend dafür, dass die Anstalten anspruchsvolle Produktionen auch vor 22 Uhr senden sollen. Robert Thalheim, der für seinen Film „Am Ende kommen Touristen“ ausgezeichnet wurde, fände es gut, wenn auch seine Eltern seine Filme mal im Fernsehen sehen könnten. Nach 22 Uhr gingen sie ins Bett.

Seit 1964 wird der Grimme-Preis an qualitativ herausragende Fernsehproduktionen vergeben. Eine Jury aus Fernsehkritikern, Publizisten, Medien und Bildungsexperten entscheidet über die Preisträger. Adolf Grimme war von 1948 bis 1956 Generaldirektor des damaligen Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR). Die vom Deutschen Volkshochschulverbund gestiftete Auszeichnung wird jährlich in Marl verliehen. Dort befindet sich der Sitz des Adolf-Grimme-Instituts. Ganz schön weit weg von Hollywood.

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