Tatort: Schwarze Tiger, weiße Löwen

Hamburg/Hannover (dpa) - Maria Furtwängler (45) meinte den Boden unter den Füßen zu verlieren. Alles um sie herum schwankte, wackelte, während ihre Kommissarin Charlotte Lindholm gerade ein Kellerverlies auf die Spuren verschwundener Kinder untersuchte.

Denn Regisseur Roland Suso Richter hatte einen Mechanismus unter den nachgebauten Bunker platziert, der die Dekoration aus den Fugen zu heben schien. Aber so entstand erst die richtig unheimliche Atmosphäre - und die Szenen im Keller gehören zu den gruseligsten des neuesten Charlotte-Lindholm-Falles mit dem rätselvollen Untertitel „Schwarze Tiger, weiße Löwen“ (ARD, 11.12., 20.15 Uhr).

Nicht nur der Titel irritiert. Auch die Story selbst geht zuweilen so verschlungene Wege, dass selbst die Hauptdarstellerin sich nicht immer so ganz bei der Drehbuch-Lektüre zurechtfand. Die Autorin Ulrike Molsen hatte sich bei ihrem ersten „Tatort“ am Fall der Österreicherin Natascha Kampusch orientiert, die acht Jahre lang von einem Entführer festgehalten wurde, bis ihr endlich die Flucht gelang.

Der Täter im Film geht noch weiter: Wenigstens drei Mädchen werden seine Opfer, während er nach außen hin ein schein-biederes Leben führt. Dann erliegt er selbst einem Anschlag. War es die eigene Ehefrau, die ihren Mann endlich durchschaut hat? Oder die Eltern eines der Mädchen?

Charlotte Lindholm - zusammen mit der von Inka Friedrich gespielten Kollegin Sigrid Malchus, die sich keineswegs immer sehr kollegial verhält - braucht einige Zeit und Kraft, bis sie dieses Dickicht durchdringt. Und sie ist auch nicht immer so ganz bei der Sache. Denn: Charlotte liebt. Jenen Reporter, der schon in der letzten Lindholm-Folge auftrat und sie bereits dort nicht ganz unberührt ließ. Diesmal berührt er sie noch intensiver. Alle Liebesnöte und -wirrungen setzen ein, Eifersucht, Verlassensängste, die bange Frage, wie lange das wohl gut geht. Und dann reagiert die sonst so kühle, überlegene Frau so verwirrt und nicht immer logisch. Das mag für sie selbst einigermaßen schmerzlich sein. Für den Zuschauer bringt es einige Abwechslung ins vertraute Lindholm-Bild.

Man erlebt sie diesmal anders. Und so soll es auch weitergehen. Wenigstens noch zwei weitere Folgen lang wird Benjamin Sadler in der Rolle des Lindholm-Lovers auftreten. Regisseur Roland Suso Richter begrüßte bei seinem ersten „Tatort“ die Möglichkeit, eine schon vertraute Figur etwas aufzukratzen und sie auf neue Wege zu führen. Lindholm-Darstellerin Furtwängler war ihm dabei gern und willig gefolgt, wie er erzählt.

Und er kann sich auch schon einen weiteren „Tatort“ vorstellen - vielleicht noch einen aus der Lindholm-Reihe oder auch einen der Kieler Krimis mit Axel Milberg. Fast am liebsten aber einen Münsteraner „Tatort“: „Die beiden dortigen Kriminaler Börne und Thiel scheinen mir mit den Jahren auf eine etwas glatte Spur geraten zu sein. Die also würde ich gern mal ein bisschen aufrauen“, sagt er im dpa-Gespräch.

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