„Stern TV“: Jauch-Abschied mit Wehmut

Berlin (dpa) - Es liefen keine Tränen, aber er musste tief durchatmen: Gegen Mitternacht am Mittwochabend verabschiedete sich Günther Jauch nach fast 21 Jahren von seinem „Stern TV“-Publikum bei RTL.

„Jetzt kommt doch ein bisschen Wehmut auf“, sagte der 54-Jährige am Ende der bereits aufgezeichneten Sendung. Der Moderator bedankte sich bei seinem Publikum, das ihn über 953 Ausgaben begleitete. „Machen Sie es gut, aber ich bin ja nicht aus der Welt.“

In der nächsten Woche übernimmt der 39-jährige Steffen Hallaschka die Moderation der Sendung. Jauch präsentiert sie nicht länger, weil er mit dem ARD-Polittalk am Sonntagabend im Herbst ein anderes Informationsformat bekommt. Jauchs letzte Ausgabe verfolgten 4,42 Millionen Zuschauer (19,8 Prozent Marktanteil) - ein überdurchschnittlicher Wert. 2010 waren durchschnittlich 2,96 Millionen Menschen bei jeder Ausgabe dabei.

Die Abschluss-Sendung musste Jauch nicht alleine bestreiten. Als Hauptmoderatoren präsentierten der Außenreporter Thorsten Schorn und Komiker Atze Schröder die Sendung, Entertainerin Barbara Schöneberger und Kollege Oliver Pocher gesellten sich dazu. Sie bestaunten zusammen Jauchs 24 000 Moderationskarten, die in Paketen zusammengeschnürt im Studio gestapelt lagen und die elektrischen Schreibmaschinen, auf denen Jauch auch heute noch „blind mit zehn Fingern“ am liebsten schreibt.

Über Jauch erfuhr der Zuschauer, dass er Zwiebeln nicht mag, Knoblauch hasst und mit zweitem Vornamen „Johannes“ heißt. Sein Chefredakteur, Andreas Zaik, sitzt ihm im Büro gegenüber und ist laut Jauch ein „Messi“, man bekomme angesichts seines Schreibtischs „Schnappatmung“ - Zaik bezeichnete seinen Chef im Gegenzug als „Spießer“.

In vielen Filmszenen erinnerte „Stern TV“ an einige Gäste: Unter anderem an Schauspieler Harald Juhnke, an Politiker Jürgen W. Möllemann (FDP), den Jauch an den Haarschopf packte, an einen Aids-Kranken, der kurz nach dem Auftritt bei Jauch starb, an einen Dreijährigen, der nach einer Herztransplantation freudig durchs Studio hüpfte, und an Jauchs diverse Pannen: Wie er am Reck nicht hochkam und beim Curling strauchelte.

Ein kleiner Höhepunkt führte Atze Schröder nach Hamburg in den Vergnügungs-Stadtteil St. Pauli: Dort steht die Kneipe von Günter Jauch, einem Gastronom, den von seinem Fast-Namensvetter nur das fehlende „h“ unterscheidet. Breiten Raum nahm letztlich auch Jauchs Mode ein: Die roten Jacken und gelben Hemden aus den 90er Jahren, die karierten Hemden und die gestreiften Krawatten ein paar Jahre danach - Beschwerden gab es hinreichend.

„Stern TV“ wird ohne Jauch allerdings auch weiterhin schwer vorstellbar sein. Der Altmeister wird die Sendung auch künftig produzieren.

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