Schweigers Tatort-Debüt: 1:0 für den Nuschel-Bullen

Til Schweiger hat als Tatort-Kommissar Nick Tschiller überzeugt. Aber die Figuren des neuen Hamburger Krimis sind noch unscharf.

Düsseldorf. Und er kann es doch. Til Schweiger hatte am Sonntag einen glanzvollen Einstand als neuer Tatort-Kommissar in Hamburg. Die Figur Nick Tschiller, der draufgängerische Bulle beim Landeskriminalamt, ist Schweiger auf den Leib geschrieben.

Zwar sind die Rollen seiner Ex-Frau, der Tochter (Schweigers Tochter Luna) und seines Partners (Fahri Yardim) noch ein wenig unscharf, aber das sollte sich in den weiteren Folgen noch verbessern lassen. Zumindest sind die Charaktere inklusive der Staatsanwältin so angelegt, dass zwischen ihnen permanent emotionale Spannung erzeugt wird.

Der erste Fall begann fulminant und verlor im Verlauf der knapp 90 Minuten nicht an Tempo. Kindesmisshandlung, Kinderprostitution — schwerer Stoff für einen Krimi mit Til Schweiger. Der Mann kommt schließlich eher von der sehr leichten Unterhaltung und feiert mit Kinofilmen wie „Kokowääh“ und „Keinohrhasen“ Millionenerfolge.

Dass sich der NDR dennoch für Schweiger als neuen Kommissar des Hamburger Tatortes entschieden hat, erwies sich trotz aller Unkenrufe und der bedrückenden Geschichte als Glücksfall.

Zwar ist der 49 Jahre alte Schauspieler auch im Krimi nicht immer zu verstehen, weil er mitunter fürchterlich nuschelt. Aber die Balance zwischen Ernst und Humor fand er in seinem ersten Fall durchgehend. In den Action-Szenen überzeugte er, im Dialog fand er — so er denn zu verstehen war — den richtigen Ton.

Schwierig könnte allerdings werden, dass Schweiger sein Nuscheln zum Markenzeichen zu machen scheint. Denn in einer Szene des Films nimmt er sich dafür selbst auf die Schippe. Dabei war die undeutliche Aussprache des Hauptdarstellers der einzige, aber ein großer Makel des Krimis.

Dennoch ist das Experiment gelungen. Erstmals hat der NDR seinen Tatort nicht selbst produziert, sondern die Arbeit einer Firma überlassen, die sich auf Kinofilme versteht. Und das ist denn auch der wesentliche Unterschied des Tatorts mit Schweiger zu den langsameren, aber nicht schlechteren Krimis etwa aus Stuttgart, Köln und Frankfurt.

Kommissar Nick Tschiller könnte die Lücke schließen zwischen dem schmerzlich vermissten Duo Schimanski/Thanner und den Münsteraner Spaßvögeln Thiel/Börne. „Willkommen in Hamburg“ jedenfalls hat Appetit auf mehr gemacht. Schon der nächste Fall wird aber zeigen, ob das Konzept des NDR beim Publikum ankommt.

Tschillers ersten Fall haben mehr als zwölfeinhalb Millionen Zuschauer verfolgt. Das ist der beste Wert seit 20 Jahren. Das ist für Til Schweiger eine große Hypothek.

Die Internetgemeinde ist gespalten. Nur in zwei Urteilen ist sie sich einig: Während Fahri Yardim überwiegend gute Kritiken bekommt, will sie auf Schweigers Tochter Luna lieber verzichten.

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