Maßanfertigungen: Handwerk im Wandel

Düsseldorf - Früher war Kleidung maßangefertigt, es gab einfach keine Mode "von der Stange". Doch trotz der heutigen Massenproduktion vom Anzug bis zum Esstisch ist die Maßanfertigung längst nicht ausgestorben.

Im Gegenteil: Heute gilt sie als Zeichen von Luxus. In Düsseldorf gibt es zahlreiche Unternehmen, die maßgeschneiderte Kleidung anbieten.


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Die Deutschen sind generell eher verhalten, wenn es um den Kauf von maßgeschneiderter Kleidung geht. In der Studie "Outfit 6" gaben weniger als 5 Prozent der Befragten an, dass sie gelegentlich oder häufig beim Maßkonfektionär einkaufen. Auch das Brautkleid, ein Klassiker in der Maßkonfektion, wird in Deutschland nur von 7% der Befragten bei der Schneiderin oder dem Schneider bestellt. Ein echter Luxus also, den sich nur die Reichsten gönnen? Das könnte sich mit der digitalisierten "Industrie 4.0" ändern, in der individuelle Wünsche technisch leichter, schneller und günstiger angefertigt werden können.

Die Gründe für eine Anfertigung nach Maß sind vielfältig: Bei Schuhen etwa sorgen extra ausgemessene und danach gefertigte Modelle für einen besonderen Komfort. Ein besonderes Kleidungsstück wie Jackett oder Mantel müssen perfekt sitzen, um gut auszusehen und zu beeindrucken. Und das geht am besten, wenn das Stück direkt beim Schneider ausgemessen und individuell angefertigt wird. Dabei muss zum Beispiel ein Anzug nach Maß gar nicht so teuer sein, wie in diesem Artikel erklärt wird.

Die "Kö" beherbergt natürlich sehr edle Adressen, u.a. auch Brioni und Keton. Ganz in der Nähe in der Königstraße stellt die Marke XUITS in ihrer größten Niederlassung Maßanzüge her. Wie so ein Anzug entsteht, zeigt das Video unten. XUITS-Produktionsleiter Fernando Meireles erklärt, dass es für die Fertigstellung eines Anzugs über 200 Produktionsschritten bedarf. Nach jedem Nähgang wird gebügelt; Tausende Stiche werden pro Jacke von Hand gesetzt.

Von Hand angefertigte Kleidung ist zwar oft teurer als Massenware, dafür sind Qualität und Haltbarkeit oft höher. Zudem sitzen die Kleidungsstücke besonders gut. Das gilt besonders für Anzüge, die teilweise ein ganzes Jahrzehnt getragen werden können. Dazu wird zusätzlicher Stoff vernäht, sodass man, wenn der Bauch des Tragenden wächst, nicht gleich einen neuen Anzug kaufen muss. Weitere Hinweise gibt das Tipp24-Magazin.

Bisher waren Maßanfertigungen oft eng mit traditionellem Handwerk verknüpft — nähen, weben, sticken etc. Doch auch in handwerklichen Betrieben werden digitale Techniken immer wichtiger bei den internen Betriebsabläufen. Digital und individuell schließen sich dabei nicht aus, im Gegenteil: Geräte wie der 3D-Drucker können hochindividualisierte Produkte in kürzester Zeit herstellen. Das bedeutet wiederum, dass nicht nur kleine Handwerksbetriebe, sondern auch größere Fabriken Maßanfertigungen statt Massenware anbieten können. Deshalb müssen auch traditionelle Unternehmen die schnellen Maschinen einsetzen, um mithalten zu können. So wandeln sich ganze Branchen und personalisierte Endprodukte werden unter Umständen in Zukunft wieder für eine größere Käuferschaft erschwinglich.

Bildrechte: Flickr sewing thread Christopher Bulle CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

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