Wir basteln einen Sommerhit

Auf Spanisch bis drei zählen oder mantraartig vom Strand faseln: Ein echtes Sommerlied braucht nicht viel, um zum Hit zu werden.

Düsseldorf. Zur Weihnachtszeit gibt’s „Last Christmas“, zur Sommerzeit „Macarena“ — jedes Jahr dasselbe Spiel. Während die Weihnachtshits Jahr für Jahr meist dieselben bleiben, findet sich im Laufe jeden Sommers irgendwann der eine Hit. Was aber nicht heißt, dass man die beliebtesten Titel vergangener Sommer nicht jedes Jahr wieder hören würde. Eine Übersicht:

Die Lieder . . . haben Titel wie „Ab in den Süden“, „Macarena“ oder „Samba de Janeiro“. Ein besonders erfolgreicher Sommerhit war der „Ketchup Song“ von Las Ketchup (2002) — er hielt sich sieben Wochen auf Platz eins der Charts. Auch dieses Jahr gibt es mehrere Anwärter auf den Sommerhit, etwa „Get Lucky“ von Daft Punk oder Robin Thicke mit „Blurred Lines“. Komiker Helge Schneider dagegen versucht es mit „Sommer, Sonne, Kaktus“.

Der Text . . . sollte nicht zu anspruchsvoll sein. „Beim Hören wollen wir uns leicht fühlen, wie wir uns das bei einem Sommertag am Strand vorstellen“, erklärt Udo Dahmen von der Popakademie Mannheim. Tatsächlich zählte Ricky Martin in seinem Megasommerhit „Maria“ (1995) nur bis drei — auf spanisch. Rumänisch funktioniert auch: Mit „Dragostea din tei“ landeten die drei Jungs von O-Zone 2004 einen Riesenhit. Unabhängig von der Sprache sollte es um Sonne und Strand gehen: „Vamos a la playa“ (spanisch für „Lass uns zum Strand gehen“) singen oder ständig das Wort „summer“ einstreuen, ist immer gut.

Die Melodie . . . muss direkt ins Ohr gehen. „Es zählt eine eingängige Melodie gepaart mit nicht zu langsamen Rhythmus und einem Groove, der vielleicht an Sommerwind und sanftes Fächeln erinnert“, beschreibt es Dahmen. Viele Songs lebten von Einflüssen jamaikanischer Musik wie Reggae. Auch Samba sei öfter zu hören. Ganz wichtig: Man muss zu den Liedern tanzen können.

Die Zielgruppe . . . sind wir alle! „Sommerhits sind das Vehikel, das die Leute zusammenbringt“, sagt Andreas Lehmann, Musikpsychologe an der Uni Würzburg. Draußen sein, warme Temperaturen, zusammen trinken und tanzen. „Der Sommerhit ist der Kulminationspunkt all dieser Sehnsüchte“, sagt auch Dahmen.

Die Plattenindustrie . . . ist meist unschuldig. „Die meisten Sommerhits ergeben sich eher“, sagt der Business-Direktor der Popakademie Mannheim, Hubert Wandjo. Es gebe zwar immer wieder Produzenten, die bewusst versuchten, solche Hits zu produzieren. Entscheider sei aber letztlich das Publikum. Die Künstler . . . sind meist Eintagsfliegen, die über Nacht berühmt werden. Oder weiß irgendwer, was Las Ketchup („The Ketchup Song“), Los del Rio („Macarena“) oder Bellini („Samba de Janeiro“) heute so machen?

Und auf Mallorca? Tja. Hier ist alles noch ein bisschen einfacher, noch ein bisschen direkter. Die Interpreten heißen Jürgen Drews, der als König von Mallorca gilt, oder Mickie Krause (Kronprinz). Der aktuelle Kracher auf der Ferieninsel heißt aber „Scheiss drauf! Malle ist nur einmal im Jahr“ — und ist von Peter Wackel.

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