„Sehr süß“ - Wie die Berliner Modewoche startet

Berlin (dpa) - Julia Schäffner (20) und Sabrina Sturm (25) sehen fast aus wie das doppelte Lottchen. Beide tragen Hüte und helle Oberteile. Ein Zufall: „Wir haben uns am Bahnhof getroffen und passten dann zusammen.“

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Foto: dpa

Die beiden sind Bloggerinnen. Aus Köln und Bonn sind sie zur Berliner Fashion Week gereist. Ein Pflichttermin für alle, die sich für Mode interessieren oder damit ihr Geld verdienen wollen. 10 Messen, 70 Schauen und 200 000 Besucher verteilen sich über die Stadt.

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Rihanna, Kate Moss und Blake Lively - solche Namen stehen auf der Kundenliste von Charlotte Ronson. Die britische Designerin mit Sitz in New York ist am Montag die Erste, die ihre Kollektion vorstellt, luftige Sommerteile und Gänseblümchen-Print. Ihre prominenten Kundinnen sind nicht dabei. Dafür sitzt das Model Eva Padberg in der ersten Reihe. „Ich fand es sehr süß“, sagt sie hinterher.

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Dann lässt es der Newcomer Sasa Kovacevic mit seinem Berliner Label Sadak krachen. Korallenrote lange Hemden, tiefsitzende Hosen, wilde Muster und eine Portion Hip-Hop rauschen über den Laufsteg. Der Designer hat hörbar Fans im Publikum.

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Draußen haben schon wie üblich die halbnackten Tierschützer gegen Pelz protestiert. Im Zelt am Brandenburger Tor ist es voll, es gibt Gratis-Sekt und Schmink-Ecken. Der Nachwuchsdesigner Maximilian Seitz (18) aus Schweinfurt trägt zerrissene Jeans und dazu eine lilafarben-hellblaue Zotteljacke: „Heute fühle ich mich ein bisschen verrückt.“

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Der Promifaktor? Viele deutsche Schauspieler sind traditionell dabei, auch Hollywoodstar Katie Holmes und die britische Schauspielerin Liz Hurley kommen wohl. Boris Beckers Tochter Anna Ermakova (14) soll angeblich auf dem Laufsteg dabei sein - wo, ist noch ein Geheimnis. Bei den Labels gehören Guido Maria Kretschmer, Dorothee Schumacher, Kaviar Gauche, Kilian Kerner und Marc Cain zu den bekannteren Namen.

Was die Berliner umtreibt: Reicht das „Arm, aber sexy“-Image aus den Wowereit-Jahren noch aus? Die Fashion Week muss Absagen verkraften und neue Wege suchen. Die Streetwear Messe Bread & Butter hat Insolvenz angemeldet und macht nur noch eine kleine Veranstaltung im Firmensitz, in Fashion-Deutsch „Guerilla Tradeshow“ genannt. Das Messe-Spektakel auf dem alten Flughafen Tempelhof fällt aus.

Der Designer Michael Michalsky, Frontmann der Berliner Mode, verzichtet auf seine Show. Die Begründung: Er wolle das Geld lieber der Ebola-Hilfe spenden.

Ist die Party für Berlin vorbei? Laut Senatsverwaltung für Wirtschaft: nein. Die Besucherzahlen bleiben demnach gleich, die Messefläche insgesamt wächst. Die Messen Panorama und Premium haben zugelegt. Dort wird entschieden, was im Herbst in den Läden hängt.

„Unsere Stadt ist Deutschlands Modemetropole Nummer eins“, findet Berlins neuer Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). Von den Zahlen und Designern abgesehen eine eher gewagte These: Wenn nicht gerade Fashion Week ist, herrscht auf den Straßen modischer Freistil.

Und was wird nach der Absage der Bread & Butter aus Berlin? Die Designer sind recht gelassen. „Es wird weitergehen“, heißt es etwa beim Duo Kaviar Gauche. Und auch für die Blogger zählt eher der Laufsteg. Julia Schäffner und Sabrina Sturm ahnen schon, was der Herbst bringt: oversized, also weite Schnitte, und Fell - „hoffentlich nicht“ echtes.

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