Neue Brillentrends: Für coole Streber und Retrofans

Düsseldorf (dpa/tmn) - Galten Brillen früher noch als notwendiges Übel, sind sie inzwischen zum Trend-Accessoire der Fashionszene aufgestiegen. Sehschwäche wird nicht mehr mit Kontaktlinsen kaschiert.

Mancher greift sogar zur Brille, obwohl er gar nicht schlecht sieht.

Die einstigen Schulstreber-Typen dürften sich vor Schadenfreude auf die Schenkel klopfen: Ihre einst verspotteten Brillengestelle will derzeit jeder tragen. Das geht so weit, dass Modeunternehmen auffällige Horn-Gestelle mit Fensterglas neben Handtaschen und Schmuck als Accessoires anbieten. Auch wer eine Sehschwäche hat, verzichtet immer mal wieder auf Kontaktlinsen und führt die Brille stolz aus.

Im Trend liegen daher vor allem auffällige Rahmen, die das Gesicht betonen. „Die sogenannte Pantobrille, wie man sie aus den 20er Jahren kennt, ist zur Zeit besonders angesagt“, sagt Jürgen Meyer vom Zentralverband der Augenoptiker in Düsseldorf. Dem Retro-Trend ist auch das Comeback der runden Pilotenbrille zu verdanken.

Die dritte, häufig gesehen Variante sind die rechteckigen, oftmals übergroßen Streber-Brillen, auch als Nerd-Brillen bekannt. Sie sind in dieser Saison allerdings filigraner als noch vor kurzem. Auch werden alle Gestelle vermehrt in helleren und damit im Gesicht weicher wirkenden Tönen angeboten. Statt dicker schwarzer Rahmen sieht man häufig weich überfließende Farbmischungen, etwa bei Lunor in Gelb-Braun sowie bei Roberto Cavalli in Rosa-Rot.

Doch unauffällig ist die Brille damit nicht: Besonders Frauen mögen mit Strass oder Glitzer besetzte Bügel, die laut Meyer für Aufmerksamkeit sorgen. Das Label Just Cavalli hat eckige Modelle in seiner aktuellen Kollektion, deren bunte Rahmen ein Camouflage-Muster haben. Bulgari wartet mit einem lila Rahmen und einer Zierleiste mit Steinchen auf. Designer Michael Korrs verpasste einem seiner Modelle den Leo-Look, John Galliano hat Rahmen mit auffälligem Lochmuster.

Doch trotz aller Trendversprechungen: Bei der Wahl der passenden Brille sollten nicht nur die modischen Vorlieben im Mittelpunkt stehen, betont Einkaufsberaterin Simone Piskol aus Dresden. „Eine Brille muss vor allem zum Typ passen.“

Das richtige Modell sollte zum üblicherweise getragenen Modestil passen. Wer im Alltag meistens klassische Bürokleidung trage, sollte sich nicht für ein grelles Modell entscheiden, empfiehlt Jürgen Meyer. Er rät, vor dem Kauf beim Optiker in Gedanken den Kleiderschrank durchzugehen und abzuklappern, wozu das Modell passt.

Auch die Haarfarbe müsse mit dem Farbton der Brille harmonisieren, erläutert Piskol. Hellen, nordischen Typen stehen gedämpfte Farben wie Pastell- oder Erdtöne. Dunkelhaarige Menschen sollten sich an kräftigere Farben halten. Vor allem aber sei die Gesichtsform maßgeblich für die Auswahl des passenden Modells. „Eine Brille sollte nie zu breit oder zu schmal für das Gesicht sein“, sagt Piskol.

Glückspilze sind Menschen mit einer ovalen Gesichtsform: Ihnen stehen laut der Einkaufsexpertin alle Modelle. Kerstin Kruschinski vom Kuratorium Gutes Sehen in Berlin rät Menschen mit einem eher runden Gesicht zu eckigen Modellen, da diese Spannung ins Gesicht bringen und es schmaler wirken lassen. „Dagegen bringen weichere Brillenfassungen mit runden, geschwungenen oder minimalistischen Formen Harmonie in eckige Gesichter.“

Hat man die richtige Brille gefunden, kann man sich aber erst mal zurücklehnen: „Die Brillenmode ändert sich nicht so schnell wie andere Trends“, verspricht Meyer. So seien die Brillen der aktuellen Saison auch noch im nächsten Jahr tragbar.

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