„Mama, ich bin bei der Fashion Week!“

Berlin (dpa) - Die Modewoche beginnt, die Smartphones in der ersten Reihe sind gezückt, gleich geht die Show los. Da kann man nicht telefonieren. „Mama, ich bin bei der Fashion Week!“, ruft eine Zuschauerin in ihr Handy.

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„Bringst du mir was von Louis Vuitton mit?“

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Die Mutter könnte am Kurfürstendamm unterwegs sein - bei der Berliner Fashion Week ist ein Name wie Vuitton nicht dabei. Es ist nicht Paris oder Mailand. Viel zu gucken und einiges Neues gibt es am Dienstag aber trotzdem.

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70 Schauen und mehrere Messen, dazu Partys und Empfänge: Die Fashion Week ist Mode und Zirkus zugleich. Als Erster zeigt der niederländische Designer Erik Frenken seine Kollektion für das Label Avelon. Auf dem Laufsteg: längs gestreifte Hemdkleider und Röcke, Wickelblusen und Sneaker mit Plateausohlen. Der Sommer 2017 wird luftig: Bei Ewa Herzog ist viel Spitze zu sehen. Und der Beweis, dass auch Kleider vokuhila sein können, also vorne kurz und hinten lang.

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Mit Spannung erwartet: die Schau von René Storck. Der Designer stellt eine sportlich-elegante Kollektion vor - strahlend weiße Kleider mit lockerer Taille und an Segel erinnernden Zipfeln, schwarze Hosen mit weitem Bund und schmalem Bein, Kapuzenjacken. Erstmals präsentiert der Frankfurter auch Herrenmode, mit ähnlich präzisen Schnitten. „Frauen und Männer müssen sich heute beide gut und leicht bewegen können“, sagt Storck nach der Schau im Kronprinzenpalais.

Im Modezelt, das diesmal an einem Eisstadion steht, ist das Brandenburger Tor aus Lidschatten- und Mascara-Schachteln nachgebaut. Die Fotografen warten auf VIP-Alarm, der bleibt erstmal aus, aber die Fashion Week dauert ja noch bis Freitag.

Schon am Montagabend im Hotel de Rome schlug die Stunde von Harald Glööckler: Der Designer schmeißt eine Show mit Glitzer, Pink und Federn. Aus der Besuchermenge ragt auf hohen Absätzen eine Travestiekünstlerin namens Jurassica Parka (36) auf 2,12 Metern empor. Ihre Begleitung, Jacky-Oh Weinhaus (29), beschreibt, wie ein Duft aus dem Hause Glööcklers riecht: „Man ist im Raum, wenn man ihn trägt.“

Ein paar prominente Fernsehfrauen laufen bei der Show mit. Eine davon ist Moderatorin Dagmar Frederic (71). „Harald ist mein Sonnenkönig“, sagt sie. Wie das wohl ist, so im Blitzlicht? Die Schauspielerin Anouschka Renzi (51), die als Gast kommt, winkt ab. „Ich mach das seit 30 Jahren.“

Der Rummel täuscht, es geht auch um Geschäft, Handwerk und Design. Eine „zweite Chance für Berlin“, wittert die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Kräftig gepusht wird die Modewoche vom Berliner Senat und der „Vogue“. Neu ist, dass der Fashion Council Germany, eine Art deutscher Mode-Rat, zusammen mit Hennes & Mauritz den Nachwuchs fördert.

„Deutschland hat viel zu bieten, der Markt ist vielschichtig“, sagt der Chef von H&M Deutschland, Thorsten Mindermann, im „Vogue“-Interview. Exzellentes Design bescheinigt er den geförderten Talenten: der Österreicherin Marina Hoermanseder und der Berlinerin Nobieh Talaei.

Auch Zalando mischt mit und stellt seine Pläne für die Messe Bread & Butter vor. Die gehört mittlerweile dem Online-Händler und startet im September neu. Dann ist sie eine Nummer kleiner als früher, dafür für alle geöffnet, und das Publikum kann die Mode gleich kaufen. Zur Vorstellung holte Zalando die hippen Blogger von Dandy Diary ins Boot. Auf die Partygäste in einem Sportzentrum wartete eine Hüpfburg - typisch Modezirkus.

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