Trend Hochzeit: Das Geschäft mit dem Ja-Wort boomt

Hochzeitsplaner bieten immer mehr Produkte rund um den „schönsten Tag im Leben“ an. Das schont die Nerven, nicht aber das Budget.

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Düsseldorf. Alles ist perfekt inszeniert. Haare und Make-up sitzen, die Deko ist perfekt auf die Location abgestimmt und Live-Bands sowie DJs sorgen nach der Trauung für die angemessene Stimmung bei den Gästen. Zum Abschluss gibt es noch ein Gläschen Sekt und Feuerwerk. Die Hochzeit wird mehr und mehr zu einem gänzlich durchgestylten Event, das gerne auch mal 20 000 Euro kostet. Nach oben gibt es keine Grenzen.

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„In vielen Köpfen gibt es diese magische Marke von 10 000 Euro“, berichtet Melanie Goldberg von der marry-me Hochzeitsagentur in Hamburg. Tatsächlich käme man mit einem solch niedrigen Budget aber nicht sehr weit. Allein für die Miete des Geländes, auf dem gefeiert werden soll, sowie die Kosten für Speisen und Getränke müsse mit rund 100 Euro pro Person gerechnet werden, erklärt die Schriftführerin des Bunds deutscher Hochzeitsplaner — einem Zusammenschluss von derzeit 15 eigenständigen Hochzeitsplanern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Paaren bei der Gestaltung ihrer Hochzeit zu helfen. Die Branche wächst. Bundesweit gibt es deutlich mehr als diese 15 „wedding planner“, wie sie mittlerweile genannt werden.

Daniela Jost ist eine von ihnen. Sie hat vor rund zehn Jahren die Agentur Traumhochzeiten gegründet, die mit 28 Filialen inzwischen eine der größten in ganz Deutschland ist. Wie bei vielen Agenturen fängt auch bei Jost alles mit der Frage nach dem Budget an. „Rund 13 000 Euro kostet eine durchschnittliche Hochzeit inklusive Ringen, Kleid und Feier“, sagt die Expertin. Hinzu kämen die Kosten für den Hochzeitsplaner. Die werden entweder nach Stunden oder mittels Provision abgerechnet. Der Stundenlohn liegt in der Regel zwischen 35 und 50 Euro, die Provision bei bis zu 20 Prozent des Gesamtbudgets der Hochzeit.

Bei diesen Summen wundert es nicht, dass immer mehr Menschen bereit sind, ihre Hochzeitsfeier mittels Kredit zu finanzieren. Banken bieten dazu spezielle Hochzeitskredite an. Das Vergleichsportal Check24 hatte 1000 Personen ab 18 Jahren zu diesem Thema befragt. 30 Prozent der Teilnehmer gaben an, einen Kredit aufnehmen zu wollen, um die Trauung finanzieren zu können. 16 Prozent waren bereit, sich mit 5000 Euro zu verschulden, zehn Prozent wollten einen Kredit von bis zu 10 000 Euro aufnehmen und weitere vier Prozent würden sogar noch mehr Geld bei ihrem Kreditinstitut beantragen.

Jost rät, seine Wünsche genau aufzulisten, damit man den wichtigsten auch das meiste Geld zuordnen kann. „Die Planung sollte außerdem ein gutes Jahr vor der Trauung beginnen, da viele Locations Monate im Voraus ausgebucht sind.“ Gute Redner würden bereits jetzt für den Sommer 2017 gebucht.

Wer auf die Hilfe eines Hochzeitsplaners verzichten möchte, findet im Internet auf unzähligen Hochzeitsportalen nützliche Budgetrechner, die vielleicht auch auf Dinge hinweisen, die bisher noch gar nicht berücksichtigt wurden. Dokumente/Formalitäten, Mode, Beauty, aber auch ein möglicher Tanzkurs sind weitere Posten, die Geld kosten, wenngleich für das passende Outfit und die Ringe deutlich mehr investiert werden muss.

Neuerdings lassen sich die Trauringe nicht mehr nur im Internet oder direkt beim Einzelhändler konfigurieren, sondern auch gleich selbst herstellen. Verschiedene Goldschmieden bieten dazu „Trauring-Workshops“ an, bei denen sich die Paare ihre Ringe selber schmieden können. Bis zu 80 Euro pro Person kostet ein solcher Workshop — ohne Materialkosten. Die kommen noch dazu und können je nach verwendetem Edelmetall oder Steinbesatz nochmals in die Höhe schnellen.

Damit man im Falle eines plötzlichen Todesfalls oder sonstigen unvorhersehbaren Fällen nicht auf den Kosten für die Hochzeitsfeier sitzen bleibt, bieten Versicherer spezielle Hochzeitsversicherungen an. Doch neben den finanziellen Sorgen kommt für viele Heiratswillige noch der zeitliche Aspekt hinzu. Beliebte Daten wie der 16. Juni 2016 sind bereits Monate im Voraus ausgebucht und auch für Samstagstrauungen gelten lange Wartezeiten. Hat man auf seinem Standesamt erst einmal einen Termin ergattert, bleibt die Frage nach der Location, die ihrerseits ebenfalls lange ausgebucht sein können. Vor allem, wenn es sich um die Haupttrauungszeit, also Frühjahr oder Sommer, handelt. In der Nebensaison lässt sich bei Miete und Dienstleistern dagegen sogar etwas Geld sparen.

Und wer bei Herbst oder Winter an schlechtes Wetter denkt, aber über einen gut gefüllten Geldbeutel verfügt, kann sich das perfekte Hochzeitswetter bei einem britischen Unternehmen bestellen. Olivers Travel bietet ab 100 000 Euro an, Wolken mit Silberiodid zu besprühen, um diese zum Abregnen zu animieren. Der Erfolg sei aber nur dann gesichert, wenn keine Naturkatastrophen wie Hurrikans auftauchen. Da dieser Service derzeit nur in Frankreich angeboten werden kann, bleibt am Ende die Frage nach den Gästen. Die Reisekosten wären sehr groß. Nur gut, dass es dafür die Möglichkeit zur Live-Übertragung via Webcam gibt. Die Hochzeitsindustrie hat eben an alles gedacht.

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