Fashion Week Berlin kämpft gegen Aschenbrödel-Image

Berlin (dpa) - Nachwuchsdesigner und junge Talente tummeln sich in der Hauptstadt. Die Berliner Modewoche hat begonnen. Sie versucht ihr Schattendasein hinter den großen Schauen wie in Paris, Mailand oder New York zu beenden.

Tattoo-Girl Lexy Hell gehörte zu den ersten Promis der Berliner Modewoche (15. bis 20. Januar). Ihr Kleid aus roter Häkelspitze ließ ahnen, dass sie wirklich am ganzen Körper tätowiert ist. „Ich liebe die Berliner Fashion Week, sie ist nicht so spießig. Hier trifft man an jeder Ecke verrückte Leute“, freute sich die Österreicherin am Dienstag bei der vielbesuchten Laufsteg-Schau ihrer Landsmännin Lena Hoschek.

Dabei tut die Bundeshauptstadt alles, in Sachen Mode das Image als Aschenbrödel neben Paris, London, Mailand und New York loszuwerden. Und die Zahlen sprechen für Erfolg. Mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz machte die Branche allein 2010. Die Zahl der Jobs in diesem Bereich ist innerhalb von zwei Jahren um fast ein Viertel gestiegen. 600 bis 800 vor allem junge Designer arbeiten in Berlin.

Besonders die Straßen- und Stadtmodemesse Bread & Butter hat sich zur 12. Ausgabe der Modewoche ein neues Image verpasst. Sie trennte sich von rund 100 ihrer 600 Aussteller und warb stattdessen 100 neue, meist kleinere Labels hinzu. „Uns allen kommt es mehr auf Qualität an als auf Quantität“, sagte Messechef Karl-Heinz Müller bei seiner Auftakt-Pressekonferenz.

Grund sind letztlich geänderte Ansprüche an die Alltagsmode. Kam ein Geschäft früher mit einem Sortiment Jeans, T-Shirts und Pullis über die Runden, sei heute alles von Denim über das coole Jackett bis zum schmalen Freizeitanzug gefragt. „Die Straße ist der beste Beweis dafür. Der Monokult gehört der Vergangenheit an“, so Müller.

Und was bringt die Mode für den kommenden Herbst und Winter, die auf der Fashion Week gezeigt wird? „Ich kann nicht sagen, ob es grün oder rot wird, oder die Röcke kurz oder lang sind“, sagt der Modeexperte. „Aber ich glaube, dass die Leute mehr auf Qualitäten schauen. Sie werden sich mehr eine Garderobe anlegen als Stücke nur zu konsumieren.“

Auf diesen Trend setzt auch die neue Messe Panorama, die sich vor allem in der Business-Sparte profilieren will. Und bei den Laufstegschauen am Brandenburger Tor ist von vornherein nur Mode zu sehen, von der Otto Normalverbraucher bloß träumen kann. Tierschützer verteilen derweil vor dem Zelt Flugblätter mit Warnungen vor Pelzfarmen: „Die Wahrheit über Pelz“.

Bis zur Eröffnungsgala mit Stargast Nina Hagen hat sich das noch nicht herumgesprochen. Unter den 2500 handverlesenen Gästen im einstigen Disco-Tempel Metropol sind am Montagabend mehrere, die stolz einen Fuchs um den Hals tragen. Berlins Alt-Playboy Rolf Eden, dessen legendärer Nachtclub „Big Eden“ für die Modewoche drei Tage wiederbelebt wird, nimmt's gelassen. „Ich hab' ja sowieso meine eigene Mode. Ich trage immer weiß.“

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