E-Pfeifen und Kirsch-Aroma: Shisha-Messe in Frankfurt

Frankfurt (dpa) - In Frankfurt startet die angeblich erste Shisha-Messe der Welt. Die Szene will dabei auch gegen Vorurteile ankämpfen. Doch Experten warnen schon lange vor den gesundheitsgefährdenden Wasserpfeifen.

Tabak mit Caipirinha-Aroma und E-Shishas statt Pfeifenkohle. Auf dem Frankfurter Messegelände dreht sich am Wochenende alles rund um die Wasserpfeife. „Meines Wissens ist es die erste auf Shishas spezialisierte Messe weltweit“, sagte Veranstalter Aytac Leyla. Knapp 30 Aussteller - unter anderem aus England, Hongkong, den Niederlanden, Jordanien oder Ägypten - haben sich zur Shisha-Messe angemeldet.

Die Shisha-Szene will auch gegen Vorurteile kämpfen, denen sie sich ausgesetzt sieht. „Die Wasserpfeife ist ein Genussmittel - wird aber oft mit illegalen Drogen verglichen, was absolut nicht der Fall ist“, sagt der 24-Jährige Jura-Student, der die Messe gemeinsam mit seinem Cousin ins Leben rief. Wie bei Zigaretten und Wein sei es wichtig, in Maßen zu genießen. „Wir wissen, dass wir in der Kritik stehen, aber wir wollen uns den Diskussionen stellen“, ergänzt Engin Leyla (28). Deshalb wollen die beiden am Rande der Messe auch einen Branchenverband gründen.

Experten warnen hingegen schon länger vor den Wasserpfeifen. Leider werde das Shisha-Rauchen häufig unterschätzt, sagt Michaela Goecke von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln. „Durch die geringe Verbrennungstemperatur sei die Konzentration der Schadstoffe teilweise höher als bei normalen Zigaretten“, erklärte die Leiterin des Suchtreferates. Zudem werde der Rauch häufig länger und tiefer inhaliert. „Wer über viele Jahre Wasserpfeife raucht, setzt sich einem erhöhten Krebsrisiko aus.“

Nach Angaben der beiden Cousins hat die Wasserpfeifen-Kultur ihren Ursprung in Indien. „Im 16. und 17. Jahrhundert ist sie dann in die arabische Welt übergeschwappt und schließlich über die Türkei nach Europa gekommen“, sagt Engin Leyla. In vielen deutschen Städten schossen die Shisha-Bars in den vergangenen Jahren aus dem Boden. Allein in Frankfurt gibt es laut Ordnungsamt etwa 45. Bundesweite Zahlen sind nicht bekannt.

„Die meisten Besucher haben nach wie vor einen Migrationshintergrund“, sagt der Messe-Veranstalter. Allerdings werde das Publikum in den Bars immer gemischter, und es kämen zunehmend deutsche und auch immer mehr weibliche Gäste. Anders als beim regelmäßigeren und schnellen Zigarettenkonsum gehe es darum, sich Zeit zu nehmen und die Shisha in Ruhe und meist in Gesellschaft zu genießen.

2011 gab etwa jeder fünfte Jugendliche in Deutschland an, mindestens einmal im Jahr Wasserpfeife zu rauchen. Bei den 18- bis 25-Jährigen waren es laut BZgA 29 Prozent. „Während bei den 12- bis 17-Jährigen der Shisha-Konsum rückläufig ist, verzeichnen wir bei den jungen Erwachsenen einen leichten Anstieg“, sagt Goecke.

Gleichzeitig sieht sich die Shisha-Szene mit immer neuen Problemen konfrontiert. Ab 1. Mai gilt in Nordrhein-Westfalen ein striktes Rauchverbot in Gaststätten. „Davon wären dann wohl auch viele Shisha-Cafés betroffen“, erklärt Egin Leyla. Zudem hatten in den vergangenen Monaten Kohlenmonoxid-Unfälle in Wasserpfeifen-Bars für Negativ-Schlagzeilen gesorgt. So mussten nach einem Vorfall in Wiesbaden acht Verletzte mit Vergiftungen ins Krankenhaus.

„Ursache ist die schlechte Belüftung in manchen Bars“, sagen die Cousins. Das Problem liege also an den Betreibern und nicht an den Wasserpfeifen. „Jeder normale Mensch weiß, dass beim Entzünden von Kohle Kohlenmonoxid entsteht.“ Aber auch hier hat die Branche schon eine weitere Lösung parat. „Die E-Wasserpfeife ist sehr im Kommen“, sagen die Messe-Veranstalter. Statt mit glühenden Kohlen wird der Tabak dabei elektrisch erhitzt.

Und auch bei den Geschmacksrichtungen hat sich jede Menge getan. Neben dem Klassiker Apfel haben sich sämtliche neue Aromen etabliert: Von Zimt oder Kirsche bis hin zu exotischen Mixturen wie Kaktus-Feige, Pina Colada oder Caipirinha.

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