Berliner Modewoche: Jeans und Busenblitzer

Berlin (dpa) - Zum Auftakt fliegen die Fäuste. In Berlin ist wieder der Modezirkus zu Gast: Die achte Ausgabe der Fashion Week hat begonnen. Zu Eröffnung lud die Messe Bread & Butter auf dem alten Flughafen Tempelhof in den „Absolute Cotton Club“ mit Spieltischen, Burlesque-Tänzerinnen und Boxkämpfen.

„Mode ist ja ein weites Feld“, sagt Messechef Karl-Heinz Müller. Sein eigenes Credo: „Jeans, Jeans, Jeans.“

Wer ein „Jeanser“ ist, also beruflich mit den blauen Hosen, Streetwear und Markenklamotten zu tun hat, für den ist die halbjährliche Bread & Butter ein Pflichttermin. Von wummernden Bässen begleitet strömen tausende Fachbesucher in die historische Schalterhalle. 600 Marken sind in den riesigen Hangars dabei, von Woolrich bis Desigual, von Bench bis Adidas.

Berlins Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) kommt zum Eröffnungsrundgang am Mittwoch für seine Verhältnisse „casual“: ohne Krawatte und mit Wildlederschuhen. Beim Stetson-Stand erfährt er, dass Mützen mit Fell und Ohrenklappen angesagt sind. „Das ist natürlich ein Riesenthema“, sagt der Händler. Wowereit probiert Hüte auf. Einer ist ein bisschen zu groß.

Mode ist Chefsache. Auch die Messe Premium und einige der Schauen will Wowereit sich noch ansehen. Die Modewoche bringt der klammen Stadt 200 000 Besucher und 140 Millionen Euro Umsatz. Mit den Haute-Couture-Städten Mailand und Paris will sich Berlin gar nicht erst messen. Berlin sei dafür wichtig für junge Designer sowie für Urban- und Streetwear, erklärt Wowereit fachmännisch. „Deswegen müssen wir uns da gar nicht in einen Vergleich hetzen lassen.“

Bei der Modewoche lässt sich gut herausfinden, was demnächst auf den Straßen, Schulhöfen und in den Büros getragen wird. Jeanshemd und Jeans zum Beispiel: Das war früher tabu. Heute ist es angesagt, heißt es am Stand von Levi's. Ein großer Trend: Die Hosen werden individueller.

Levi's vermaß 60 000 Frauen im 3D-Verfahren und entwickelte daraus drei Varianten, die passen sollen wie angegossen. Die „Curve ID“ kommt laut PR-Manager Christian Meister gut an. „Offensichtlich gab es immer viel Frust bei Frauen.“ Bei den Männern ist nach den Röhren-Jahren wieder der gerade Schnitt gefragt. Das sieht besser zu derben Schuhen wie Dr. Martens aus. Und ja: auch Jeans mit Schlag sind wieder da.

Ein paar Kilometer Luftlinie entfernt ist der Laufsteg aufgebaut. Wohl zum letzten Mal steigen Schauen im Zelt auf dem Bebelplatz, wo ein Denkmal an die Bücherverbrennung in der NS-Zeit erinnert. Deswegen soll die Fashion Week umziehen, wohin, ist noch offen. Bis zum Wochenende stellen diesmal Rena Lange, Guess Jeans, Escada Sport, Michael Michalsky und Hugo Boss ihre Kreationen vor. Gerne präsentieren sich die Designer auch „offsite“, im Museum oder in einem alten Kraftwerk.

Zum Auftakt zeigt das belgische Duo A.F. Vandevorst Strickwaren in Naturfarben wie Braun und Beige. Leitmotiv der Kollektion ist ein roter Wollfaden auf Strumpfhosen oder am Rücken. Bei der Show gibt es auch den ersten blanken Busen der Fashion Week. Die Gesichter der Models sind von den Haaren verdeckt. Danach ist die Österreicherin Lena Hoschek mit ihrer von den 50er Jahren inspirierten Garderobe an der Reihe. Mode im Retrolook, das funktioniert noch immer. Ein Hingucker: kleine Mädchen mit weißen Strumpfhosen, die die gleichen Outfits tragen wie die großen Models.

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