Werner Walter: Der Ufo-Jäger aus Mannheim

Im bürgerlichen Beruf ist Werner Walter Verkäufer, doch nebenher erklärt er ungewöhnliche Himmelsphänomene.

Mannheim. Die Suche nach außerirdischem Leben beginnt im Wohnblock. Rauchend steht Werner Walter auf dem Balkon seiner Zwei-Zimmer-Wohnung, den Blick in den Himmel gerichtet. „Ist Ihnen der riesige Hubschrauber aufgefallen, der hier gerade vorbeigeflogen ist?“, fragt er als Erstes. „Seinetwegen habe ich schon drei Anrufe bekommen.“ Walter betreibt eine bundesweite „Ufo-Hotline“, bei der sich jeder melden kann, der eine fliegende Untertasse gesehen haben will. Hubschrauber, Raumschiffe — das ist Werner Walters Welt.

Nachdem er zu Ende geraucht hat, geht der 54-Jährige zu seinem Bücherregal. Während das Wohnzimmer außer einem Sofa, einem kleinem Fernseher und einem Beistelltisch geradezu minimalistisch ausgestattet ist, quillt das Regal über. Wälzer mit Titeln wie „Der Roswell-Zwischenfall“ oder „Das Rätsel des Bermudadreiecks“ drängen sich dicht an dicht. Nebenan im Arbeitszimmer stapeln sich die Akten.

„Hundert Ordner sind es schon“, sagt der Mann mit dem grauen Vollbart. Jeder Anruf, der bei ihm eingeht, wird feinsäuberlich dokumentiert. Wer jetzt an einen eingefleischten Ufo-Jünger glaubt, liegt falsch. „Mit diesen Spinnern habe ich nichts gemeinsam“, betont Walter, der eine schwarze Jacke mit der Aufschrift „Cenap“ trägt: Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene.

Werner Walter

Hauptberuflich arbeitet Walter als Einzelhandelskaufmann, doch privat hat er sich einer anderen Mission verschrieben: „Ich will ungewöhnliche Himmelsphänomene rational erklären, damit die Leute nicht von Esoterikern vereinnahmt werden.“ Zu tun hat der Ufo-Jäger mit seinem Hobby genug. Schon mehrmals ist er im Fernsehen aufgetreten.

Da er seine Hotline auch per Internet verbreitet, rufen Menschen aus ganz Deutschland bei ihm an. Die Auslöser für Ufo-Meldungen seien immer die gleichen: Lichtscheinwerfer, aufsteigende Lampions, manchmal auch Heißluftballons. „Wenn das Wetter stimmt und kein Staub in der Luft liegt, sieht man keinen Lichtkegel“, erklärt Walter. „Dann setzt die Verwirrung ein, weil es scheinbar keinen Ausgangspunkt für das Licht gibt.“ Wenn Werner Walter die rationale Erklärung liefert, sind viele Anrufer erleichtert.

Andere werden aber auch sauer, weil sie es nicht wahr haben wollen. „Für die Ufo-Community gelte ich sowieso als Verräter an der Sache“, schildert Walter sein schwieriges Verhältnis zu überzeugten „Gläubigen“. Er selbst hat früher auch an Außerirdische geglaubt. „In der Sternwarte hat man uns nicht ernst genommen, wenn wir wissen wollten, ob wir allein im All sind. Dabei ist das eine elementare Frage.“

Nachdem er 35 Jahre Ufo-Berichte ausgewertet, Menschen getröstet hat, ist dem Ufo-Jäger der Glaube allmählich verlorengegangen. „Die Ufo-Sache ist ausgelutscht“, stellt er nüchtern fest. Obwohl er anderen mit seinem Hobby oft weiterhilft, hat es Werner Walter im Privatleben kein Glück gebracht. Seine Frau hat ihn verlassen, weil sie mit den allgegenwärtigen Außerirdischen nicht mehr klarkam. „Es ist eben nicht gerade angenehm, wenn die ganze Nacht das Telefon klingelt“, sagt er nüchtern.

Und doch kann er seine Mission einfach nicht lassen. Schon bald, glaubt der Ufo-Jäger, rolle die nächste Welle ängstlicher Anrufer auf ihn zu. „Wenn erst mal die farbigen LED-Scheinwerfer aus Japan nach Europa kommen, wird das Telefon nicht mehr stillstehen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort