Was wäre Schmidt ohne Loki?

Seit rund 70 Jahren ist sie die Frau an Helmut Schmidts Seite. Am Dienstag wird die engagierte Naturschützerin 90 Jahre alt.

Hamburg. Wenn Loki sich bei Helmut darüber beklagt, es sei zu Hause so kalt, dass ihr die Zigarette an der Lippe festfriere, und Helmut erklärt, dass er die Heizung abgestellt habe, um von russischem Gas unabhängig zu werden, dann sieht man zwar die Kabarettisten Wilfried Schmickler und Uwe Lyko in der liebevollen Kultparodie "Loki und Smoky".

Aber sie sind den Originalen so ähnlich, dass man lachen muss, wenn Loki und Helmut Schmidt tatsächlich rauchend zusammen im Fernsehen auftreten, was in letzter Zeit häufiger vorgekommen ist.

Im Dezember wurde der Altkanzler 90 Jahre alt, am Dienstag wird seine Frau es auch. Sie sind 66 Jahre lang verheiratet und kennen einander seit 80 Jahren. Beide haben Bücher geschrieben, die neumodisch Bestseller heißen, und aus Loki Schmidts Buch "Erzähl doch mal von früher" weiß man, dass beide sich auf Anhieb zanken konnten. "Das Wort diskutieren benutzte man früher nicht."

Ihre zehn Jahre ohne Helmut Schmidt verlebte Hannelore Glaser, die sich früh Loki nannte, im Hamburger Arbeiterviertel Hammerbrook in einer kleinen Wohnung, aus der ihr Klassenkamerad nach seinem ersten Besuch den Eindruck von bedrückender Armut mitnahm. "Aber der Helmut merkte, dass bei uns ganz schön was los war", erzählte Loki Schmidt unlängst in der ARD-Dokumentation "Wir Schmidts".

Bei Glasers ging es um Malen, Musik, ein Pflanzenlexikon, das den Traum von einem Studium der Biologie weckte. Doch für ein langes Studium war kein Geld da. Loki Schmidt wurde Grundschullehrerin und verfolgte ihren Traum später mit einer Naturschutzstiftung.

Zwischen Kindheit und den Zeiten, in denen Loki Schmidt die "Blume des Jahres" vorstellte oder im Bonner Kanzlerbungalow Schnitten für den spanischen König schmierte, lagen auch schwere Jahre, über die sie in ihrer unsentimentalen Art spricht. Ihr erstes Kind stirbt im Februar 1945 mit acht Monaten an einer Hirnhautentzündung, ihr Mann ist zu dem Zeitpunkt an der Front.

In Hamburg studiert Helmut Schmidt nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft, während sie das Geld als Lehrerin verdient. Das zweite Kind Susanne wird während Lokis Unterrichtszeit im Sommer im Kinderwagen unter einem Fliederbusch abgestellt.

"Half ja nichts." Von Loki Schmidt hört man fast nie Sätze, die dramatisch klingen. Über die Kanzlerschaft ihres Mannes zu Zeiten des Terrors der RAF aber sagt sie: "Das waren ganz, ganz harte Jahre."

Loki Schmidt gibt ihren Beruf auf, als ihr Mann Kanzler wird, aber Botanische Gärten besucht sie lieber als Empfänge. Sie setzt sich für den Naturschutz ein, gründet ihre Stiftung und entdeckt eine unbekannte Bromelien-Art, die nach ihr benannt wurde. Sie bleibt immer unprätentiös und bodenständig.

Wenn das Ehepaar in "Wir Schmidts" auf dem Sofa sitzt und raucht, bescheinigt sie ihrem Mann ein "bewegliches Mundwerk" und erzählt, dass sie aus ihrer Zeit als Lehrerin gewisse Eigenschaften behalten habe, nun ja, den erhobenen Zeigefinger. Aber nicht ihrem Mann gegenüber.

"Bei dem hat es wenig Sinn, denn der ist schlauer als ich." Worüber beide lachen. Wie sie überhaupt heute mehr lachen als früher. "Aber erst nach dem Schachspiel. Da müssen wir uns ernsthaft bekämpfen." Man müsse "diesen Menschen" mal sehen, wenn sie gewonnen habe. Aber schließlich sei er dann doch stolz auf seine Frau.

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