„Vieles an mir ist türkisch“

Moderatorin Nazan Eckes will jungen Mädchen Mut machen, gegen Konventionen anzukämpfen.

Frau Eckes, im April übernehmen Sie die Moderation der RTL-Show „The Cube“. Was reizt Sie an diesem Format?

Eckes: Es handelt sich um eine Action- und Gameshow, die in England sehr erfolgreich ist. Die Kandidaten sitzen in einem Glaswürfel und müssen Aufgaben erfüllen. Auf einer Dienstreise habe ich die Show zufällig gesehen und fand sie spannend. Ein lustiger Zufall, dass ich nun gefragt wurde, ob ich die Show präsentieren möchte.

War es schon immer Ihr Ziel, als Moderatorin zu arbeiten?

Eckes: Mir war schon früh klar, dass ich in den Medien arbeiten wollte. Noch während des Abis habe ich mich um ein Praktikum bei Viva beworben, weil ich dies für meine Bewerbung an der Kunsthochschule brauchte. Die Aufnahme dort hat zwar nicht geklappt, aber das Praktikum habe ich trotzdem gemacht. Das war mein Einstieg.

Sie haben das Buch „Guten Morgen, Abendland“ veröffentlicht, in dem es um das türkische Leben in Deutschland geht. Wie kam es zu diesem Buch?

Eckes: Eigentlich war das Thema da, bevor es die Buchidee gab. Seit Beginn meiner Karriere werde ich von deutschen und türkischen Medien auf die Schwierigkeit angesprochen, als Deutsch-Türkin Karriere zu machen.

Außerdem ist es ein Thema, das auch meine Eltern betrifft. Sie sind sehr aufgeschlossen und tolerant, mein Vater ist politisch interessiert, und wir haben oft darüber diskutiert, warum es — obwohl die erste Generation der Türken schon lange in Deutschland lebt — so viele Missverständnisse auf beiden Seiten gibt.

Im Vorwort des Buches schreiben Sie, dass es ausdrücklich kein Beitrag zur Integrationsdebatte sein soll. . .

Eckes: Damit meinte ich, es soll nicht politisch verstanden werden. Das Buch erzählt meine persönliche Sicht und soll auch aufzeigen, dass vieles an mir türkisch ist. Mit dem Buch will ich zeigen, dass ich aus stinknormalen Verhältnissen komme. Ich hoffe, mit dem Buch gerade jungen Mädchen Mut zu machen, gegen Konventionen anzukämpfen. Was nicht gleich heißen muss, der Familie den Rücken zu kehren.

Wenn Sie mal selbst Kinder haben, wie sehr spielt die türkische Kultur eine Rolle?

Eckes: Ich möchte mindestens ein Kind haben und das möchte ich zu einem aufgeschlossenen Menschen erziehen. Außerdem soll es mindestens zweisprachig aufwachsen. Die religiöse Erziehung ist wohl die größte Herausforderung, ich denke, ich würde es meinem Kind selbst überlassen, für welchen Glauben es sich entscheidet.

Welche Reaktionen haben Sie auf Ihr Buch bekommen?

Eckes: Überrascht hat mich, dass mir auch viele ehemalige Gastarbeiter aus anderen Ländern geschrieben haben. Viele haben sich gefreut, weil es ihnen damals ganz genauso ergangen ist. Viele Deutsche haben mir außerdem gedankt, dass sie durch das Buch mal einen Blick auf die andere Seite werfen konnten. Die deutsche Sicht auf das Thema Integration ist ja sehr eindimensional.

Und: Viele haben mir geschrieben, dass sie beim Lesen Hunger bekommen habe. Denn natürlich geht es auch um das gemeinsame Essen, das bei uns in der Familie eine sehr große Rolle spielt.

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