Uwe Friedrichsen: Schon mit Gründgens auf der Bühne

Der vielseitige Schauspieler Uwe Friedrichsen wird heute 80 Jahre alt. Die Eitelkeit der Branche liegt ihm fern.

Der Schauspieler Uwe Friedrichsen Anfang des Jahres bei einem Empfang in Hamburg.

Der Schauspieler Uwe Friedrichsen Anfang des Jahres bei einem Empfang in Hamburg.

Foto: Angelika Warmuth

Hamburg. Als kleiner Junge sammelte Uwe Friedrichsen Zigarettenbildchen von Ufa-Stars. „Das war ungeheuer interessant, diese Stars“, erinnert sich der Schauspieler, der heute 80 Jahre alt wird. Einer, den er besonders anhimmelte, war Gustaf Gründgens. „Den möchte ich mal kennenlernen“, habe er sich gedacht.

Niemals hätte sich der Zwölfjährige träumen lassen, dass er zehn Jahre später, 1956, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg auf der Bühne stehen würde. „Hier ist ein Verrückter“, berichteten Gründgens Assistenten, als Friedrichsen mit Maske, Kostüm und Requisiten zum Vorsprechen kam. „Sofort engagieren“, soll Gründgens geantwortet haben.

In der legendären „Faust“-Inszenierung spielte Friedrichsen neben Gründgens als Mephisto und Will Quadflieg als Faust den „Schüler“. Heute ist er einer der Letzten, die Gründgens noch erlebt haben. „Ich habe ungeheuer viel von ihm gelernt. Ohne Gründgens wäre ich heute nicht der, der ich bin“, sagt Friedrichsen.

Seinen Geburtstag feiert der Schauspieler, der mit seiner zweiten Ehefrau Ute in Seevetal bei Hamburg lebt, im kleinen Kreis — eine größere Feier soll es Anfang September im Ernst-Deutsch-Theater geben. „Schauspieler nehmen sich oft zu wichtig. Ich habe immer das wichtig genommen, was ich gemacht habe, aber nicht mich persönlich“, sagt Friedrichsen, der für seine Perfektion bekannt ist.

„Ich habe das Fach nie gelernt, und ich bin heute der Meinung: Das, was den Schauspieler ausmacht, kann man nicht lernen — das hat man, oder man hat es nicht.“

1953 gründete Friedrichsen mit anderen Kollegen das „Theater 53“. Dort stand er mit Kurzgeschichten von Wolfgang Borchert und Ernest Hemingway auf der Bühne. Nebenbei arbeitete er nachts im Hamburger Hafen und als Zeitungspacker. „Das war ganz schön hart.“

1955 wurde Ida Ehre, die Prinzipalin der Hamburger Kammerspiele, auf ihn aufmerksam. Ein Jahr später holte ihn Gründgens für seine legendäre „Faust“-Inszenierung ans Deutsche Schauspielhaus — und eine beispiellose Karriere begann.

Bis 1968 gehörte Friedrichsen zum Schauspielhaus-Ensemble, dann machte er sich selbstständig und entdeckte das Fernsehen für sich: Große Popularität erlangte er als Detektiv Jones Burte in der Kriminalserie „John Klings Abenteuer“ (1965 — 1970), in „Spaß beiseite, Herbert kommt“ (1981) und in der Wirtschaftskrimi-Serie „Schwarz-Rot-Gold“, in der er bis 1995 mit sprödem norddeutschen Charme einen Zollfahnder spielte. Zahlreiche Rollen in Krimireihen („Tatort“, „Der Alte“, „Derrick“) folgten.

Kinder erlebten ihn in den 80er Jahren in der „Sesamstraße“ neben Ilse Biberti, Lilo Pulver, Horst Janson sowie Samson und Herrn von Bödefeld. Als gefragter Synchronsprecher lieh er unter anderem Peter Falk, Gérard Depardieu und Donald Sutherland seine ausdrucksstarke Stimme.

Seine große Liebe bleibt jedoch das Theater: Zuletzt sah man ihn am Ernst-Deutsch Theater und am Ohnsorg Theater, wo er in die Rolle von Hans Albers schlüpfte oder Goethes „Faust“ auf platt gab. Zu seinem 60. Bühnenjubiläum 2013 ernannte ihn die Volksbühne zum Ehrenmitglied.

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