Utz Claassen: Ein Sanierer auf Mallorca

Wie der umstrittene Unternehmer Utz Claassen den spanischen Verein RCD Mallorca nach ganz oben führen will.

Düsseldorf. Utz Claassen hatte dem Verwaltungsrat 70 Schaubilder mitgebracht. Und dann einen 126 Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog nachgelegt. Die hohen Herren sollen nicht schlecht gestaunt haben über den Mann aus Deutschland.

Aber das ist Utz Claassen ja durchaus gewohnt. Er ist gekommen, um den RCD Mallorca aus der ersten Division in Spanien zu retten, neu aufzustellen, dann abheben zu lassen.

Am Ende soll der Verein von der Deutschen liebster Insel in neuem Glanz erstrahlen. „Ich kenne in Europa außer London keinen Standort, der besser dafür prädestiniert ist, eine Fußballmarke aufzubauen als Mallorca“, hat Claassen mit dem Start seines Engagements im November 2010 der „Wirtschaftswoche“ gesagt.

Seinerzeit hat der Unternehmer zehn Prozent der Anteile des finanziell darbenden Klubs übernommen. Vor einem Monat kaufte Claassen dem spanischen Tennis-Star Rafael Nadal und dessen Onkel weitere zehn Prozent ab, inzwischen ist der 49-Jährige größter Anteilseigner des Vereins. „Da haben sie gemerkt, dass ich es ernst meine“, sagte Claassen.

Classen, der Tausendsassa. Wunderkind, Unternehmer, er selbst bezeichnet sich als „Top-Manager“ — und ist hierzulande durchaus umstritten. Weil seine Engagements als Sanierer immer mit immensem Stellenabbau verbunden waren.

Und fürstlich bezahlt, seinen letzten Job als Vorstandsvorsitzender der Solar Millennium AG gab er nach 73 Tagen auf. Seine Antrittsprämie von angeblich neun Millionen Euro wollte er trotzdem durchsetzen — am Ende gab es einen Vergleich, das Unternehmen selbst beantragte im Dezember vergangenen Jahres Insolvenz. Von EnBW soll er jährlich eine Betriebsrente von 400 000 Euro erhalten.

Auch im deutschen Fußball ist er gefürchtet. Als Präsident von Hannover 96 besuchte der gebürtige Hannoveraner 1997 die Drittliga-Spiele am Ende nur noch mit Personenschutz, nachdem er den beliebten Manager Franz Gerber vor die Tür gesetzt und mit einem resoluten Sparplan die Fans gegen sich aufgebracht hatte.

Beim Karlsruher SC verhinderte er als Chef des Hauptsponsors EnBW 2005 den Trainer Reinhold Fanz. Beide waren seit gemeinsamer Zeit in Hannover zerstritten, Claassen, der Präsident, Fanz, der Trainer.

Jetzt also Spanien. Der RCD Mallorca ist 16. der spanischen Tabelle, die Abstiegsränge nicht fern. Das Ganze ist noch ausbaufähig, aber für einen wie Claassen ist es eine Spielwiese. Wer von unten kommt, kann höher hinauf.

Sein Plan: Mallorcas Touristen ins Stadion locken. Mehr als zehn Millionen kommen jährlich, die 30 000 Zuschauer fassende Arena des RCD ist trotzdem nur zur Hälfte gefüllt. Vom Ballermann ins Stadion.

Und dann? Wirken die Fußball-Fans in ihrer Heimat als Multiplikatoren. Deutsche, Niederländer, Schweden und Briten. „Wenn nur zwei Prozent der Touristen Fußball sehen wollen, ist das Stadion immer voll“, sagt Claassen, der mit Tui-Boss Michael Frenzel eine Kooperation initiiert hat. Ab dem Sommer führt der Touristik-Konzern seine Kunden zu RCD.

„Das Projekt, eine Sportmarke mit der Plattform Tourismus zu entwickeln, ist für mich als Betriebswirt intellektuell eine phantastische Herausforderung“, sagte Claassen, der „Hardcore Fußballfan“, der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Jetzt darf man gespannt sein, wie weit er es dieses Mal bringt.

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