Thomas Tremmel: Erst Nachtschicht, dann Marathon

Thomas Tremmel (28) ist Düsseldorfs Schnellster. Das stellte der Feuerwehrmann über 42 Kilometer unter Beweis.

Düsseldorf. Für Thomas Tremmel hat am vergangenen Sonntag einfach alles gepasst. „Das Wetter war super, die Luft klar. Es war ein guter Tag“, sagt er 28-Jährige. Ein guter Tag zum Laufen. Zum zweiten Mal überhaupt wagte sich der Berufsfeuerwehrmann beim Düsseldorfer Marathon an die Distanz von 42,195 Kilometern. In Hamburg hatte er die Strecke schon einmal geschafft — allerdings vier Minuten langsamer. Diesmal kam Tremmel nach nur 2:27,51 Stunden ins Ziel — als 18., und damit als schnellster Düsseldorfer.

Die ersten zwölf Kilometer hatte er Gesellschaft von einer polnischen Athletin. Danach fiel die Begleiterin aber zurück und Thomas Tremmel war auf sich allein gestellt. An der Spitze ist das Läuferfeld eben dünn. So ganz allein war er bei seinem Lauf aber dann doch nicht: Viele seiner Feuerwehrkollegen standen an der Strecke, feuerten ihn an. „Selbst mein Chef war da“, sagt der Hobbyläufer. „Von vielen habe ich erst hinterher gehört, dass sie zugesehen und mir zugerufen haben.“

Dieser Zusammenhalt, die gegenseitige Unterstützung, das ist es, was Tremmel seit jeher an der Feuerwehr fasziniert. „Ich wollte schon immer zur Feuerwehr“, sagt er. Schon mit zehn Jahren kam er in seinem Heimatort Netphen zur Jugendfeuerwehr — auch inspiriert durch seine Eltern, die beide als Notärzte arbeiten. Nach seinem Zivildienst im Rettungsdienst studierte Tremmel in Wuppertal Sicherheitstechnik mit Schwerpunkt Brand- und Explosionsschutz. Seit einem Jahr ist er nun Brandrat und stellvertretender Abteilungsleiter Technik bei der Berufsfeuerwehr Düsseldorf.

Für das Lauftraining bleibt Tremmel da meist nur wenig Zeit. Auch, weil er zwischen Büro und Wochenenddiensten noch Zeit für seine Freundin finden möchte — denn die ist Polizistin. „Manchmal sehen wir uns zwischen unseren Schichten nur zum Schlafen“, sagt Tremmel.

Den Erfolg vom Wochenende sieht er darum auch als den Zenit seines persönlichen Leistungspotenzials. „Wenn ich bei dem aktuellen Trainingseinsatz dieses Niveau noch eine Weile halten kann, dann ist das schon ein toller Erfolg.“

Dass er seinen Kollegen allesamt davonläuft, hat Tremmel schon häufig unter Beweis gestellt: Bei den Landessportmeisterschaften der Berufsfeuerwehren 2011 in Duisburg wurde er Erster über 10 000 Meter. Auch bei den Turmläufen am Rheinturm und Arag-Turm war sein Team schon vorne mit dabei.

Aber auch im Dienst kam dem Brandrat seine Kondition bereits zugute. Normalerweise arbeitet er im Leitdienst und steigt nicht selbst auf die Leiter. Beim Hochhausbrand an der Potsdamer Straße in Hassels vor zwei Jahren aber holte er für seinen Chef im 15. Stock Erkundungen ein. „Ich bin zweimal hochgelaufen, das hat mir nichts ausgemacht. Im Gegensatz zu den Kollegen musste ich aber auch keine schwere Ausrüstung mitnehmen“, sagt Tremmel.

Auch am vergangenen Wochenende war er zunächst im Dienst: Vor seinem großen Lauf übernahm er noch die Nachtschicht in seiner Dienststelle. „Aber es war Gott sei Dank ruhig. Es kam nur ein Anruf am Abend rein und danach habe ich noch etwas Schlaf bekommen“, erzählt der Sportler.

Erst um sieben Uhr morgens endete die Schicht. Nach Hause fahren lohnte sich da nicht mehr. Gleich ging es von der Arbeits- in die Sportkleidung. Die Laufschuhe wurden geschnürt — in Signalfarben, einer gelb, der andere orange. Das hatte allerdings nichts mit Aberglauben oder gar unterschiedlich großen Füßen zu tun. „Ich wollte nur einfach nicht so spießig aussehen“, erklärt Tremmel. Darum habe er zwei Paar Schuhe gemischt.

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