Supertalent Hirte: Von der Straße in die Charts

Der „Mundharmonika-Mann“ Michael Hirte veröffentlicht am Freitag seine erste CD. Die Hartz-IV-Zeiten sind vorbei.

Köln. Ganz fassen kann er den plötzlichen Erfolg noch nicht: "Ich bin völlig überwältigt", sagt Michael Hirte, nachdem er am Wochenende von den Fernsehzuschauern zum "Supertalent" gewählt wurde.

Und jetzt geht alles ganz schnell: Am Freitag erscheint schon seine erste CD, die schlicht "Der Mann mit der Mundharmonika" heißt.

Noch vor wenigen Wochen war der 44-Jährige meilenweit von einer Karriere als Popstar entfernt. Der gelernte Lastwagenfahrer war arbeitslos und pleite, schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch und spielte Mundharmonika in der Potsdamer Innenstadt, um "sein Hartz IV" aufzubessern.

Seit einem schweren Unfall 1991 humpelt er und kann auf dem rechten Auge nichts mehr sehen: Er hatte mit seinem LKW einen Baum gerammt, überlebte schwer verletzt und lag zwei Monate im Koma.

Die Wende kam mit dem ersten Casting bei der RTL-Show "Das Supertalent". Angst vor dem Auftritt hatte er nicht: "Ich war ziemlich weit unten, und ich dachte: Schlimmer geht’s nicht mehr. Es musste einfach was passieren."

Und als Hirte schüchtern auf die Bühne trat und auf seiner Mundharmonika gefühlvoll und vibratoreich "Ave Maria" spielte, war es um die Zuschauer geschehen. Der "Mundharmonika-Mann" war schnell Liebling von Publikum und Jury. "Du hast nichts und gibst uns allen so viel", sagte Dieter Bohlen.

Anspannung pur in der Final-Show am Wochenende: "Mir ging dermaßen die Pumpe", erzählt Hirte. "Aber als die Musik anging, war alles wieder gut. Der Applaus des Publikums ging mir durch Mark und Knochen."

Bohlen hatte sich schon auf Hirtes Sieg festgelegt: "Wenn Michael es nicht wird, fresse ich meine Jacke." Er wurde es: Hirte setzte sich mit 72Prozent der Stimmen deutlich gegen seine neun Konkurrenten durch.

Was seinen Erfolg ausmacht? Das kann das "Supertalent" selbst nicht so genau sagen. Die Mundharmonika sei eben seine Stimme, mit der er sich ausdrücken könne. Neben seinem musikalischen Talent ist es aber wohl auch sein Schicksal, das bei den Zuschauern ankommt.

Vom Arbeitslosen zum Star - eine Geschichte, die von RTL und den Boulevardzeitungen dankbar aufgegriffen wurde. Die Bild-Zeitung ließ sogar die von ihm getrennt lebende Ehefrau zu Wort kommen.

Sie behauptete, er sei ein Trinker und habe sie geschlagen. "Ich bin sehr enttäuscht und hoffe, dass man mit ihr irgendwann noch mal vernünftig reden kann", sagt Hirte dazu.

Mit den 100000 Euro Preisgeld aus der Show beginnt für ihn ein neues Leben. "Pass bloß aufs Geld auf, hat Dieter Bohlen nach der Show zu mir gesagt." Und diesen Rat will er befolgen: "Luxus brauche ich nicht."

Das Wichtigste sei, nie mehr Hartz IV zu bekommen. Die Potsdamer Arbeitsagentur kündigte an, die Zahlungen zu beenden, sobald das Preisgeld auf dem Konto ist.

Dass die erste CD bereits jetzt erscheint, liegt daran, dass sie schon vor dem Finale produziert wurde. "Das waren Probeaufnahmen, von denen wir sofort begeistert waren", sagt Hirte.

Das "Ave Maria" und "Stille Nacht" sind auf der CD zu hören, und Balladen wie "Time to say goodbye" und Bohlens "We have a dream".

"Es ist wie ein Traum", sagt Hirte. Und es sieht so aus, als gehe dieser Traum noch weiter: Bei den Online-Händlern ist Hirtes CD schon auf Platz Eins. Außerdem sind erste Konzerte und Auftritte mit den Ost-Rockern Puhdys geplant.

Die Mundharmonika habe ihn gerettet, sagt Hirte - und die Zuschauer. "Grüßen Sie mir alle, die für mich angerufen haben, das ist mir wichtig", sagt er am Ende des Gesprächs: "Ich bin unendlich dankbar und wünsche, dass ihnen auch mal ein Wunder geschieht."

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