Super-Patzer: Christina Aguilera sang Hymne falsch

New York (dpa) - Es ist die amerikanische Version von Sarah Connors „Brüh im Lichte dieses Glückes“ - nur noch größer, noch peinlicher und mit einem politischen Beigeschmack: Christina Aguilera hat vor dem Endspiel der Footballmeisterschaft am Sonntagabend in Texas die Hymne der USA singen dürfen - und gepatzt.

Vor geschätzten 110 Millionen Zuschauern allein in den USA sang sie eine Zeile doppelt und die auch noch falsch.

Seit Tagen hatten die USA dem „Super Bowl“ entgegengefiebert. Ebenso wichtig wie das Duell der beiden besten Mannschaften - in diesem Jahr die „Pittsburgh Steelers“ und die letztlich erfolgreichen „Green Bay Packers“ - ist für viele die Show drum herum: Die Werbespots, deren Ausstrahlung mehr als 100 000 Dollar (74 000) Euro kostet - pro Sekunde. Die Halbzeitshow, die mit den bekanntesten Stars und gewaltigem Aufwand zelebriert wird.

Und die Hymne vor dem Spiel, die seit den 80er Jahren von einem Popstar gesungen wird. Aretha Franklin war ebenso dabei wie Diana Ross, Whitney Houston oder Beyoncé Knowles, Barry Manilow und Neil Diamond, die Backstreet Boys, Cher und Billy Joel gleich zweimal. Es ist eine Ehre, „The Star-Spangled Banner“ vor dem wichtigsten Spiel des Jahres singen zu dürfen.

Am Sonntag war die Stimmung gerade besonders feierlich und die lärmenden Fans waren einen Moment verstummt. Eine Abordnung der Streitkräfte präsentierte die Flagge und der Stadionsprecher kündigte die „fünffache Grammy-Gewinnerin“ an: Sie singe, „um Amerika zu ehren“. Und fast ging der Patzer im kurzen Jubel der Fans unter, weil auf der Bildwand im Stadion just Soldaten zu sehen waren, die die Zeremonie von Afghanistan aus verfolgten. Aber nur fast. Und außerdem sorgte das Internet dafür, dass die Panne der 30-Jährigen blitzschnell überall abrufbar war.

Aguilera hatte statt der siebten Zeile der Hymne die dritte einfach noch einmal gesungen. Dabei passierte ihr aber gleich ein zweiter Patzer: Statt „What so proudly we hail'd“ („Was wir so stolz bejubelt haben“), sang sie „What so proudly we watched“ - das „watched“ hätte wiederum in die vergessene siebte Zeile „O'er the ramparts we watch'd“ („Über den Wällen, die wir bewachten“) gepasst.

Noch in der Nacht entschuldigte sich Aguilera, sie sei aufgeregt gewesen. Und sie beteuerte ihre Treue zu den USA: „Ich kann nur hoffen, dass jeder meine Liebe für dieses Land gefühlt hat und der wahre Geist der Hymne noch vermittelt wurde.“

Die Medien kommentierten den Patzer mit Augenzwinkern oder Häme. „Sie hat alle Töne sauber getroffen. Aber den Text - nicht so ganz“, lästerte die „Washington Post“. Der „Orlando Sentinel“ wollte ihr gleich den „Blindgänger der Woche“ verleihen und die „New York Times“ schrieb: „Die Hymne ist nicht ganz einfach zu singen mit ihren hohen und wechselhaften Tönen. Aber normalerweise stimmt wenigstens der Text.“ Nur der Musiksender MTV bescheinigte ihr, sie habe die Situation wie ein Profi gemeistert, die Panne sei kaum aufgefallen.

Aguilera war aber nicht die erste, die die Hymne verpatzte. Vor zehn Jahren passierte es schon Macy Gray und erst vor ein paar Wochen den Countrymusikern von der Eli Young Band - allerdings nicht beim wichtigen Super Bowl.

Deutsche fühlen sich an Sarah Connor erinnert, die vor sechs Jahren statt „Blüh' im Glanze dieses Glückes“ vor einem Fußballspiel „Brüh' im Lichte dieses Glückes“ gesungen hatte. Der Tenor Luciano Rondine sang in Frankfurt vor einem Basketball-Finale „mit Verglück und Unterstand“ statt „brüderlich mit Herz und Hand“. Und die tschechische Sängerin Helena Vondrackova, die sonst keine Probleme im Deutschen hat, ließ 2007 einfach zwei Zeilen weg.

Mit diplomatischen Misstönen bei der Hymne haben die Deutschen ebenfalls Erfahrung. So wird immer wieder die verpönte erste Strophe („Deutschland über alles“) statt der dritten („Einigkeit und Recht und Freiheit“) angestimmt. Das passierte auch dem DDR-Bürgerrechtler und Liedermacher Stephan Krawczyk, ausgerechnet beim damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Ähnlich unangenehm war es für dessen Vorvorgänger Roman Herzog 1995 im brasilianischen Porto Alegre: Schmissig intonierte die prächtig uniformierte Polizeikapelle „Auferstanden aus Ruinen“ - die Hymne der DDR.

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