Sportmalerin Hildegard Pufe denkt nicht an Rente

Künstlerin Hildegard Pufe (90) hat als zeichnende Reporterin die Welt bereist. Nun plant sie einen Bildband.

Ludwigshafen. Gemälde, Skizzen, Zeichnungen — jeder Winkel, jede Wand im Atelier des Einfamilienhauses in Ludwigshafen-Oggersheim ist voll davon. Dort arbeitet Künstlerin Hildegard Pufe auch noch im Alter von 90 Jahren, wenn sie nicht als „malende Reporterin“ unterwegs ist.

„Henry Maske, Dirk Nowitzki oder Boris Becker, die habe ich alle schon gemalt“, sagt die betagte Dame. Auch Juan Carlos, den spanischen König, und den damaligen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees, Juan Antonio Samaranch, hat sie porträtiert.

Bewegungen mit wenigen Pinselstrichen auf Papier festzuhalten: Diese einzigartige Form der Sportmalerei hat sie beinahe um die ganze Welt geführt. „Es gibt keine Sportart, die ich noch nicht gemalt habe“, sagt Pufe — und demonstriert ihr Können gleich an einem Fahrrad, das sie in Sekundenschnelle auf einem Blatt skizziert.

Bei sechs Olympischen Spielen war sie als „Live-Sportmalerin“ dabei. Erstmals in Barcelona 1992, es folgten Albertville, Atlanta, Lillehammer, Nagano und zuletzt die Paralympics für Schwerbehinderte in Athen 2004. Auch bei diversen World Games, bei Radrennen, Reit-, Golf- und Tanzturnieren malte sie.

Vom Tanzen handelt nun auch der Bildband, an dem sie gemeinsam mit ihrer Tochter Genia Ruland und ihrer Verlegerin Marita Hoffmann arbeitet, und der noch in diesem Jahr erscheinen soll. „Das Tanzen zu malen, das war schon immer eine besondere Leidenschaft von mir“, sagt die 90-Jährige. „Die größte Schwierigkeit besteht in der Auswahl“, sagt Verlegerin Hoffmann, die nicht nur vom Talent der Malerin überzeugt ist, sondern auch von ihrer Lebensgeschichte tief bewegt ist.

1933 hatte Pufes Familie vor den Nationalsozialisten von Köln nach Belgien fliehen müssen. Dort gewann die junge Frau ab 1938 als Leistungsschwimmerin Medaillen bei internationalen Wettbewerben und studierte in den 1940er Jahren Kunst an der Königlichen Akademie in Brüssel. 1950 kehrte sie zurück nach Deutschland. Für ihre Malerei habe sich damals jedoch niemand interessiert, sagt Pufe.

Spät und zaghaft habe sie wieder mit der Malerei begonnen. Den Beginn ihrer Karriere als Sportmalerin markierte dann eine Kopfbedeckung, die ihr in einem Alter, in dem andere in Rente gehen, geschenkt wurde.

Günther Koch, ehemaliger Stadionsprecher beim Sechstagerennen in Stuttgart, hatte ihr 1987 eine rote Baskenmütze geschenkt, um sie auch unter vielen Menschen erkennen zu können, und die sie als „Lady Redcap“ bekannt gemacht hat.

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