Selbst-Demontage eines Königs

Die Negativschlagzeilen um das spanische Königshaus reißen nicht ab. Für Juan Carlos ist es ein tiefer Fall.

Madrid. König Juan Carlos hat die Spanier mit seiner öffentlichen Reue überrascht. Zwar war nach der umstrittenen Elefantenjagd des Monarchen in Botswana erwartet worden, dass der 74-Jährige einen Fehler eingestehen würde. Aber kaum jemand hatte damit gerechnet, dass der König erstmals in der Geschichte der spanischen Monarchie Selbstkritik üben und ohne Wenn und Aber einräumen würde, dass er den Jagdausflug nach Afrika nicht hätte unternehmen sollen. Juan Carlos zog es sogar vor, seine Entschuldigung persönlich vor der Fernsehkamera vorzutragen, statt ein kühles schriftliches Kommuniqué verbreiten zu lassen.

Die Erklärung des Königs zu seinem umstrittenen Jagdausflug ließ aber Fragen offen. Wofür hat Juan Carlos die Spanier genau um Entschuldigung gebeten? Aus seinen knappen Worten ging dies nicht hervor: „Ich bedauere das sehr, ich habe mich geirrt. So etwas wird nicht wieder vorkommen“, hatte er beim Verlassen des Madrider Krankenhauses gesagt, in dem er an der Hüfte operiert worden war.

Wie aus dem Königshaus verlautete, bezog sich die Reue nicht auf den Jagdausflug als solchen. „Es ist nichts Schlechtes, nach Botswana zu reisen“, sagte der Sprecher. Vielmehr habe der Monarch deutlich machen wollen, dass die Reise in der Krisenzeit, die Spanien derzeit durchmache, nicht angebracht gewesen sei.

Inzwischen weiß man, dass der König die luxuriöse Elefantenjagd, deren Kosten pro Teilnehmer bis zu 50 000 Euro betragen können, nicht selbst bezahlte. Spanischen Medien zufolge war Juan Carlos von einem befreundeten Unternehmer aus Saudi-Arabien eingeladen worden. Trotzdem sind wohl auch Kosten für den Steuerzahler entstanden, denn der König reist üblicherweise mit einer größeren Sicherheitseskorte, weiterem Begleitpersonal des Königshauses und einem Arzt. Auch gelten Reise-einladungen für Staatsrepräsentanten als anrüchig und könnten als unzulässige Vorteilsnahme gelten.

Es war der zweite Skandal innerhalb kurzer Zeit im spanischen Königshaus, der die Glaubwürdigkeit der Monarchen erschüttert. Juan Carlos Schwiegersohn, Inaki Urdangarin, ist in einen Finanzskandal verwickelt. Der 44-jährige Herzog von Palma soll als Chef einer gemeinnützigen Stiftung staatliche Fördergelder bekommen und falsch abgerechnet haben. So soll ein Teil davon auf privaten Konten gelandet sein. Auch seine Frau Cristina, die Tochter von Juan Carlos und seiner Frau Königin Sofia, soll darin verwickelt sein.

Nun steht Juan Carlos offenbar ohne Rückhalt im Volk dar, das zunehmend unter Armut leidet. Selbst bei den sonst als königstreu geltenden Zeitungen schlägt die Stimmung um. Es ist ein scheinbar unüberwindbarer Tiefpunkt für den spanischen König erreicht, der einst hohes Ansehen in der Bevölkerung genoss, weil er das Land aus der Diktatur Francos in die Demokratie führte.

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