Schuhbeck: Kochtopf statt Telefonkabel

Sternekoch Alfons Schuhbeck wird am Donnerstag 65 Jahre alt. Bevor er Bundeskanzler bekochte, lernte er Fernmeldetechniker.

Schuhbeck: Kochtopf statt Telefonkabel
Foto: Ursula Düren

München. Die Polizei wollte Alfons Schuhbeck nicht an den Kochtopf lassen. Der Sternekoch kümmerte sich bei der Münchner Sicherheitskonferenz um die Verpflegung der hochkarätigen Gäste — aber Beamte stoppten ihn an der Absperrung. Sie kannten ihn wohl nicht. Dabei ist sein Gesicht aus Kochshows weithin bekannt.

Schuhbeck gibt Tipps zum richtigen Bruzzeln ebenso wie zum Abnehmen oder gegen den Wiesn-Kater. Immer wieder überrascht er mit ungewöhnlichen Kreationen: Knödel-Wurstsalat oder Gurken-Dill-Eis — manches erfordert einen geübten Gaumen. Morgen wird der Erfinder ungewöhnlicher Tafelfreuden, der sich auch als Erneuerer der bayerischen Küche bezeichnete, 65 Jahre alt.

Er kochte für Helmut Kohl und Angela Merkel, für Arnold Schwarzenegger und Michael Schumacher — und immer wieder für den FC Bayern, den er auch zu Auswärtsspielen begleitet.

Heimatverbunden und bodenständig, mit bayerischem Charme und kulinarischen Tabubrüchen begeistert er seit Jahrzehnten Gäste und Publikum. „Zur Tradition unserer herzhaften bayerischen Küche gehört auch, dass sie sich Einflüssen aus Österreich, Böhmen und Italien öffnete“, sagt er. Auch das bayerische „Nahrungsmittel“ Bier kommt oft vor.

Schuhbecks neue Leidenschaft aber sind Gewürze. „Ich tüftele an Fisch in der Tandoorikruste, Ente mit Sternanis und asiatisch mariniertem Radi oder Milchlamm im Duft Marokkos. Die faszinierende Welt der Gewürze ist die zweite große Liebe meines Kochlebens.“

Koch, Unternehmer, Autor zahlreicher Kochbücher, Gastwirt — doch beinahe hätte er in seinem Leben Fernmeldekabel verlegt. Zunächst sah es nicht nach einer Karriere als Spitzenkoch aus. Geboren als Alfons Karg in Traunstein machte er eine Lehre als Fernmeldetechniker — „weil meine Eltern meinten, Post oder Bahn seien was Krisensicheres“, wie er später sagt. Ansonsten tourte er mit seiner Band „Die Scalas“ durch die Gegend um Traunstein und das Berchtesgadener Land.

Zu der Zeit suchte der kinderlose Gastronom und damalige Bürgermeister von Waging am See, Sebastian Schuhbeck, einen Nachfolger für sein „Kurhausstüberl“— er adoptierte den jungen Alfons und ließ ihn auf die Hotelfachschule Bad Reichenhall gehen.

Alfons — nun Schuhbeck — lernte auch in Salzburg, Genf, Paris, London und München. Zu den Stationen seiner Lehrjahre gehörten Adressen wie Feinkost Käfer, Alois Dallmayr und das „Aubergine“ von Eckart Witzigmann.

1980 übernahm er das Kurhaustüberl und erkochte sich die Sympathien der am Chiemsee verkehrenden Münchner Prominenz. 1983 bekam er einen Michelin-Stern, 1989 ehrte ihn der Gourmetführer Gault Millau als „Koch des Jahres“, weitere Auszeichnungen folgten.

Seitdem ist er als Autor vieler Kochbücher und als TV-Koch bundesweit bekannt. Mit seinem Cateringservice belieferte er Großveranstaltungen und hochkarätige Events, unter anderem Feste des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl.

Seit 2003 kocht und schmort er in München am Platzl gleich beim Hofbräuhaus. Zu seinem Gastroimperium gehören eine Kochschule, ein Eissalon und ein Schokoladenladen. Ein Magnet für Feinschmecker sind seine Gewürzläden.

Das Geheimnis des Erfolges: „Ich lege nie die Hände in den Schoß, denke immer positiv und grüble nicht viel darüber, warum eine Tür zugegangen ist, sondern schaue, wo die nächste aufgehen könnte.“

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