Richy Müller: „Am liebsten genieße ich das Leben“

Rennfahrer, Draufgänger und Rebell? Schauspieler Richy Müller sieht sich selbst als Glückskind.

Düsseldorf. Herr Müller, Sie sind Tatort-Kommissar und Kino-Schauspieler. Im Film „Anleitung zum Unglücklichsein“, der derzeit zu sehen ist, geht es um Glück. Sind Sie ein Glückskind?

Richy Müller: Das definiert jeder anders. Für den einen bedeutet es, viel Geld auf dem Konto zu haben, für den anderen, die Füße hochzulegen.

Und für Sie?

Müller: Nicht unglücklich zu sein.

Das genügt Ihnen?

Müller: Ja, da bin ich eher bescheiden. So ein Leben zu leben, wie ich das tue — wer könnte da nicht glücklich sein? Ich hab’ herausgefunden, was ich kann und bin in der glücklichen Lage, damit mein Geld zu verdienen. Das ist Glück pur.

Sie hatten nicht immer Glück, saßen auf einem Schuldenberg von 200 000 Mark, haben trotzdem lukrative Jobs ausgeschlagen …

Müller: Das erfolgte auch aus einer gewissen jugendlichen Kraft heraus. Die Schulden hatten sich nach zehn, fünfzehn Jahren angehäuft, weil ich immer ein bisschen mehr Geld ausgab, als ich verdiente. Aber ich wollte auf keinen Fall irgendwelche Rollen und Aufträge annehmen, nur aus der Not heraus. Ich kam da wieder raus, ohne mich zu verkaufen.

Sind Sie ein Macher?

Müller. Nein, ich bin eher ein „Ausführer“. Wenn ich einen Auftrag bekomme, führe ich den nach bestem Wissen und Gewissen aus. Aber ich treibe Dinge nicht ständig voran. Lieber tue nichts im Sinne von: das Leben genießen.

Im Film ziehen Sie zurück nach Berlin. Sie haben dort 27 Jahre gelebt, heute wohnen Sie ländlich am Chiemsee, Heimweh?

Müller: Nein. Berlin war nie meine Heimat. Da ist meine Tochter groß geworden, da lebt mein Sohn. Aber es zieht mich sonst nichts dahin. Ich bin auf dem Land großgeworden, in Seckenheim zwischen Mannheim und Heidelberg. Insofern hat es mich aufs Land zurückgezogen.

Sie fahren einen Porsche Carrera S. Ist der Rennsport Ihre Leidenschaft?

Müller: Ja, das treibt mich an. Ich versuche immer, noch besser, schneller zu werden, meine Grenzen auszutesten.

Bereuen Sie, dass Sie nicht Rennfahrer geworden sind?

Müller: Nein. Es ist sogar ganz gut so, sonst wäre ich vielleicht heute nicht mehr am Leben, weil damals die Sicherheit nicht so im Fokus stand.

Waren Sie ein Draufgänger?

Müller: Bin ich heute noch. Aber nach dem ersten Kind denkt man ganz anders nach, da hat man plötzlich Verantwortung, kann nicht mehr alles riskieren.

Sie beherrschen die Kunst, „Gefühle körperlich auszudrücken“ …

Müller: Ich sehe meine Herausforderung darin, dem Zuschauer eine Projektionsfläche zu bieten — dass er nachempfinden kann, was ich verkörpere. Ich bin kein Mime.

Hilft Ihnen das Kunstturnen, das Sie acht Jahre als junger Mann betrieben haben, diese körperliche Präsenz auszustrahlen und für Ihre Rollen auszunutzen?

Müller: Ich weiß nicht, ob das noch vom Turnen kommt. Oder was da von der Seele mitschwingt ... Beim Turnen hab ich sicherlich gelernt, auf genau auf den Punkt zu kommen und nicht zuletzt kompakt meinen Körper gezielt einzusetzen.

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