Rekordversuch: Der Baumeister der Bierdeckel

Sven Goebel aus Kall in der Eifel baut aus 250.000 Bierdeckeln ein 60-Quadratmeter-Haus samt Einrichtung.

Gemünd. Man kann sich fragen, ob dieser Mensch nichts Besseres zu tun hat. Oder ob er ein wenig verrückt ist. Stunde um Stunde setzt Sven Goebel Bierdeckel zusammen. Bis die Schultern wehtun und die Beine schmerzen. Sieben Tage in der Woche, acht Stunden am Tag widmet er sich seinem Projekt:

Er will rund 250.000 Bierdeckel zu einem "Haus in Lebensgröße mit Einrichtung" verbauen und damit seinen eigenen Bierdeckelstapel-Weltrekord überbieten.

"Bauplatz" ist ein Saal in der früheren NS-Eliteschule Burg Vogelsang. Durch die Fenster sieht man auf den Urftsee und die Wälder des Nationalparks Eifel. Hinter den dicken Mauern entsteht etwas Filigranes: Der 21-Jährige aus Kall setzt vier Bierdeckel zu zwei spitzen "Hütchen" zusammen und legt dann einen Deckel drüber. "Jeder Bierdeckel muss von den anderen gestützt werden."

Die Wände der 66 Quadratmeter großen Papp-Wohnung sind nach diesem System gebaut, zwei Meter hoch. Über 200.000 Bierdeckel stecken da drin. "In einer Stunde schaff ich 1000." Hinter der Glasabtrennung fotografiert ihn ein Besucher. Ab und zu kommt mal jemand aus seinem Heimatdorf vorbei. Ansonsten ist Goebel mit sich und den Deckeln allein.

"Ich habe komplett meine Ruhe. Der Kopf ist abgeschaltet, mich regt überhaupt nichts mehr auf." Trotzdem ist er von dieser Welt: Sein Handy klingelt. Durch sein Haus läuft er auf nackten Füßen voller Pflaster. Die stammen von seinem Zweithobby Kampfsport, das er auch als geistiges Training sieht. Und damit ist er wieder bei den Bierdeckeln: "Das ist wie Meditation."

Seine Karriere als Baumeister begann mit fünf Jahren, als er mit den Eltern in einem Lokal war. Er langweilte sich und begann die Bierdeckel auf dem Tisch zu verbauen und kann seitdem nicht mehr davon lassen.

Irgendwann sammelten sich die Deckel zu Hause, jeder Besucher brachte zur Freude des kleinen Sven noch mehr mit. Den Eltern wurde es irgendwann zu viel. Aber die Omas räumten Wohnung und Wintergarten aus, damit er seine Deckel lagern kann.

Zwei Rekorde mit den Bierdeckeln hat Goebel schon aufgestellt. Bei seinem dritten Versuch will er so viele verbauen, wie er bis zum 11. April schafft, aber 250.000 werden es sicher. Dann kommen örtliche Amtsträger und bringen das Bauwerk mit gezielten Tritten zum Einsturz.

Sven Goebel wartet auf einen Studienplatz für Sportökonomie. "Danach werde ich keine Zeit mehr haben, um einen neuen Rekord aufzustellen." Eine baldige Konkurrenz um den Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde zeichnet sich nicht ab. "Es hat leider nie einen Konkurrenten gegeben."

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