Rekord-Schwimmer Michael Phelps: Zug aus der Wasserpfeife

Der US-Sportler schwimmt kaum noch, macht aber mit Pokernächten und einer Drogenbeichte von sich reden.

Baltimore. Staunend blickte die Welt im vorigen August auf den US-Amerikaner Michael Phelps, der bei den Olympischen Spielen in Peking acht Siege, sieben Weltrekorde und einen olympischen Rekord erschwamm. Mit früheren Siegen kommt er auf 14 olympische Medaillen. Die Bezeichnung Jahrhundertsportler wurde zu seinem zweiten Vornamen.

Nun guckt die Welt wieder verblüfft auf den 23-jährigen Leistungssportler - diesmal wegen etwas sehr Gewöhnlichem. Er hat zugegeben, am 6. November bei einer Party an der Universität South Carolina "bedauerliches Verhalten" gezeigt zu haben.

Die britische Boulevardzeitung "News of the World" veröffentlichte ein Foto, das ihn mit einer Wasserpfeife im Mund zeigt. Aus diesen Bongs wird häufig Hasch oder Marihuana geraucht. Phelps bestätigte die Echtheit des Fotos.

Eine nachträgliche Sperre wegen Dopings droht ihm aber wohl nicht, da Substanzen aus Marihuana nur im Wettkampf verboten sind. Anja Berninger, Justiziarin bei der nationalen Anti-Doping Agentur (Nada), kann sich aber vorstellen, "dass er künftig bei Wettkämpfen gezielt getestet wird".

Das Internationale Olympische Komitee hat seine Entschuldigung akzeptiert und ist zuversichtlich, dass der Schwimmstar aus seinem "unangemessenen Verhalten" lernen würde.

Die Marihuana-Beichte passt aber zum angekratzten Image des "Goldjungen": Statt durch schnelle Muskelregeneration und ein immenses Trainingspensum von 100 Kilometern pro Woche macht Phelps nun durch wilde Partys und Pokernächte von sich reden.

Direkt nach Olympia war er zu einem Marathon der Selbstvermarktung aufgebrochen. In zwölf Tagen tourte er quer durch die USA, saß in den Talkshows von Jay Leno und Oprah Winfrey.

Der Schwimmer schloss einen millionenschweren Werbevertrag nach dem anderen ab. Sein Gesicht wurde auf zehn Millionen Cornflakes-Packungen gedruckt, er bekam einen Vorschuss über 1,6 Millionen Dollar (rund 1,25 Millionen Euro) für seine Biografie. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft stand "No Limits" in den Läden.

Als Ablenkung von dem PR-Stress fand Phelps Gefallen am Pokern. Er spielte schon im Internet und soll sich auch im Olympischen Dorf die Zeit mit Assen und Königen vertrieben haben. Nun jettete er regelmäßig nach Las Vegas, um Turniere zu spielen. Beim Caesars Palace Classics kam er immerhin auf den neunten Platz und gewann 5213 Dollar. "Macht eben Spaß", sagt er.

Spaß hatte er offenbar auch mit der Nachtclub-Kellnerin Caroline "Caz" Pal. Er hält sich zu der Affäre bedeckt. Sie plaudert munter darüber, wie man sich im Pool näher gekommen sei, und ist auf Fotos im Internet nicht immer korrekt gekleidet.

Zum Schwimmen kommt Phelps neben all dem natürlich nicht mehr. Und ins Wasser geht er sowieso nur noch gegen Geld. In Peking sprang er für den Werbespot seines neuen Sponsors, eines Automobilherstellers, nach vier Monaten Schwimmpause erstmals wieder ins Becken. Ein unschönes Erlebnis: "Meine Form existiert nicht."

Der 23-Jährige will seinen Sport aber nicht ganz gegen das süße Leben eintauschen. Er möchte bei der WM im Juli in Rom und bei den Olympischen Spiele 2012 in London starten.

So wie ihm das stetige Bahnenziehen im Schwimmbad als Kind bei seiner ADHS-Erkrankung (Hyperaktivität) geholfen hat, so sagt er heute: "Ich brauche ein bisschen Struktur in meinem Leben." Er weiß auch, was das heißt: "Mich erwartet in den kommenden Monaten viel Schmerz."

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