Prinz Harry bei Michelle Obama im Weißen Haus

Washington (dpa) - Zum ersten Mal seit dem Skandal um Nacktfotos in Las Vegas ist der britische Prinz Harry (28) wieder in den Vereinigten Staaten. Diesmal soll seine Visite deutlich gesitteter ablaufen.

Sein erster Weg nach der Ankunft führte zur Fotoausstellung der Anti-Minen-Wohltätigkeitsorganisation Halo Trust im Kapitol in Washington. Dort hatte auch seine Mutter mitgearbeitet, die 1997 tödlich verunglückte Diana. Harry ist ein Schirmherr der Organisation.

Nur Stunden nach seiner Ankunft in der US-Hauptstadt Washington mit einem Linienflieger zeigte er sich auch bei einer unangekündigten Teestunde mit der First Lady Michelle Obama im Weißen Haus. Anlass war eine Muttertags-Veranstaltung zu Ehren von Soldatenmüttern.

„Wir sind absolut begeistert, dass er heute hier sein kann“, sagte die Präsidenten-Ehefrau. Ein Treffen mit Barack Obama stand aber nicht auf dem Programm - der hielt sich in Texas auf. Ihr Mann bedauere, den Prinzen nicht persönlich begrüßen zu können, sagte sie. Harry - etwas schüchtern - überließ das Reden ganz seiner Gastgeberin.

Auch am Freitag, Tag zwei des Besuchs, gab er sich sehr staatsmännisch. Die Nummer drei der britischen Thronfolge besuchte bei bestem Sommerwetter den Nationalfriedhof in Arlington vor den Toren Washingtons. Gekleidet in militärischer Paradeuniform legte er einen Kranz in einer Sektion der Ruhestätte nieder, in der Soldaten begraben liegen, die seit 2001 in den Kriegen im Irak und Afghanistan gefallen sind. Später nahm er an einer sehr ernsten Zeremonie am Grab des unbekannten Soldaten teil - einer der ehrwürdigsten Orte der USA.

Der jüngere Bruder von Prinz William (30) und Sohn von Thronfolger Charles (64) war im Januar selbst von einem knapp fünfmonatigen Einsatz in Afghanistan heimgekehrt. Harry hat dort als Schütze in einem Kampfhubschrauber des Typs Apache Dienst getan und zugegeben, auch tödliche Schüsse abgegeben zu haben. Später wollte Harry das Walter-Reed-Klinikzentrum besuchen, in der verwundete Soldaten betreut werden.

Insgesamt steht der Besuch hauptsächlich im Zeichen der Verdienste und Opfer der Streitkräfte. So ist der zentrale Punkt eine zweitägige Visite in Colorado, wo Harry am Wochenende das britische Team bei den „Warrior Games“ anfeuern will. Das ist ein Paralympics-ähnlicher Wettbewerb für verwundete Soldaten. Geplant ist aber auch eine Visite in New Jersey - dort, wo im vergangenen Oktober der Sturm „Sandy“ wütete.

Die Tour soll Harry als einen verantwortungsbewussten und hart arbeitenden Angehörigen der königlichen Familie zeigen - nach der Peinlichkeit vom vergangenen August, als Fotos von Harry beim Nackt-Billard in einem Hotel in Las Vegas öffentlich wurden.

Beim Besuch am Kongress wollte viele Mitarbeiterinnen einen Blick auf den Prinzen im grauen Anzug mit dunkelrot gemusterter Krawatte erhaschen. Polithaudegen John McCain, der Harry im Kapitol empfangen hatte, war erstaunt. Er habe in all seinen Jahren, noch nie eine Gruppe dieser Art gesehen, entfuhr es dem 76 Jahre alten US-Senator beim Anblick von kreischenden Mädchen vor dem Kongressgebäude.

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