Porträt: Steve Szigeti - Ein Stuntman für Don Quichote

Eigentlich ist Steve Szigeti Jurist mit Doktortitel. Doch sein Geld verdient er als Double – und das sehr erfolgreich.

Kerpen. Anwälte sind es gewohnt, sich durch Aktenberge zu kämpfen und für ihre Mandanten zu streiten. Ein Alltag, den Steve Szigeti gut kennt. Auch er hat Jura studiert. Nur trägt er seine Scharmützel nicht im Gericht aus. Die schwarze Robe hat Szigeti gegen mittelalterliche Rüstungen und gepolsterte Schutzanzüge eingetauscht. Der 49-jährige Doktor jur. ist Stuntman - und zwar einer der besten in Deutschland.

In der Filmbranche gilt der gebürtige Ungar als Experte für halsbrecherische Stunts. Fernseh- und Kinoproduktionen verschafft er den nötigen Nervenkitzel, denn Reiterstunts gehören ebenso zu seinem Repertoire wie Stürze aus Hubschraubern oder Sprünge von Hochhäusern. Selbst in US-Großproduktionen agiert Szigetis Kerpener Firma "Stunt Operations" mit. "Ich habe schon viele Stars gedoubelt", sagt er gelassen und nennt fast beiläufig Jeremy Irons.

Dass er einmal mit Weltstars auf Tuchfühlung gehen würde, konnte der Jurist nicht ahnen, als er in Ungarn den sportlichen Grundstein für seine Karriere legte. Während seines Sport- und Jurastudiums wurde er Weltmeister im modernen Fünfkampf - Springreiten, Degenfechten, Pistolenschießen, Schwimmen und Geländelauf. "Danach entdeckte ich den Film-stunt." Er gründete eine Stuntgruppe, kaufte Pferde und trainierte sie nach selbst entwickelten Methoden. Ein eigenes Pferd reiche aber nicht aus, sich Stuntreiter zu nennen. "Das ist gefährlich. Wenn es kracht, versagen sie mit ihren Tieren unweigerlich."

1980 brachte ein Stunt-Gastspielvertrag Szigeti und seine Truppe nach Deutschland. "Wir veranstalteten Action-Shows, die noch weitgehend unbekannt waren." 1982 vertrat er auf der Freilichtbühne in Elspe Winnetou-Darsteller Pierre Brice.

Auf Burg Satzvey in der Eifel prägte er die Ritterspiele. Dort lernte er auch Michael Cornély kennen. Gemeinsam mit dem Historiker und Deutschlands bekanntestem Turniersprecher setzt Szigeti seither bei mittelalterlichen Ritterturnieren die Maßstäbe.

Seine Film-Einsatzliste liest sich wie ein "Who is who" der Großproduktionen: "Napoleon", "Cyrano de Bergerac", "Heinrich IV.", "Die Mumie" - die Zuschauer erleben ihn, ohne ihn wahrzunehmen. Wie Dienstagabend auf Sat.1, wenn er in "Don Quichote" Christoph Maria Herbst bei waghalsigen Reitszenen doubelt.

Sein Erfolgsrezept: "Als Stuntman darf man kein Angeber sein." Ab Mai ist er in Bad Segeberg Stuntkoordinator. Im Monumentalfilm "Königreich der Himmel" übernahm er für den smarten Irons die riskanten Reitersstunts. Wenn Irons einen Trupp anführt, sitzt in Wirklichkeit Szigeti im Sattel. "Verletzt sich ein Hauptdarsteller, ist die Produktion gefährdet."

Kontakt zu den internationalen Stars bekommt ein Stuntman nur selten. "Wenn man sich am Set begegnet, redet man mal über Belangloses." Bei deutschen Schauspielern sei das anders. Seit den Dreharbeiten zur Krimiserie "Der Clown" ist er mit Sven Martinek befreundet.

Doubles In Deutschland hat Szigetiu.a. Thomas Fritsch ("Rivalen der Rennbahn") und Sven Martinek ("DerClown") gedoubelt. Am Dienstag springt er für Christoph Maria Herbst ein indem Fantasy-Märchen "Don Quichote" auf Sat.1, 20.15 Uhr.

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