Porträt: Sie passt in keine Schublade

Am Sonntag ist Karoline Eichhorn im „Tatort“ als Terroristin zu sehen. Auf das Rollenklischee der „kühlen Blonden“ hat sie sich jedoch nie festlegen lassen.

Hannover. Karoline Eichhorn fackelt nicht lange, entblättert sich und klettert zur gleichfalls splitternackten Maria Furtwängler in die Badewanne. Nur die Pistole, die bleibt am Körper. "Das war meine Lieblingsszene", sagt die 43-Jährige und lacht.

Im NDR-Tatort "Das Gespenst" spielt die Wahl-Hamburgerin eine Terroristin à la Ulrike Meinhof, die - edel in der Absicht, verbrecherisch in den Methoden - einen afrikanischen Diktator während seines Deutschland-Besuchs erschießen will.

Ein Plan mit Hindernissen, denn plötzlich steht Kommissarin Charlotte Lindholm vor ihr. Was das Ganze noch komplizierter macht: Sie ist eine alte Jugendfreundin, die sie 20 Jahre nicht mehr gesehen hat.

"Mit Jugendfreundschaften ist das ja so eine Sache. Ich habe eine ganze Menge davon und hänge sehr daran", sinniert die Schauspielerin, stützt den Kopf auf die Faust und hängt Erinnerungen nach. "Komisch, man sieht sich Jahre nicht, aber dann ist es, als sei man erst gestern zusammen gewesen." Das schafft Nähe, Wärme, da klettert man eben auch mal nackt zueinander in die Badewanne.

Die "Tatort"-Rolle der schießfreudigen Terroristin Manu ist eine angemessene Aufgabe für sie, deren aparte Eigenwilligkeit - mal lieb, mal spröde - so recht in keine Schublade passen will. "Der Sandmann" mit Götz George in den 90ern war ihr Durchbruch, sie schien mit Rollen zugeschüttet zu werden. Aber die Haltbarkeit einer Ferres oder Berben erreichte ihre TV-Karriere nicht.

Vielleicht, weil sie sich nicht als "kühle Blonde vom Dienst" abstempeln lassen wollte. Vielleicht auch, weil sie zuweilen das offene Wort nicht scheute, wenn ihr ein Film nicht recht gefiel, in dem sie selbst mitspielte. Solche Auflehnungen schätzt die Branche nicht, dort hat man alles toll zu finden. Karoline Eichhorn spielt da oft nicht mit.

Wenn eine Weile mal kein Filmangebot kommen sollte, kann sie immer noch Theater spielen. Schließlich hat sie jahrelang in Berlin und Bochum zu renommierten Ensembles gehört. Ob sie sich dort heute wieder eingliedern könnte? Sie weiß es nicht. "Man wird da von anderen bestimmt. Ich bestimme lieber über mich selbst. Das tut der eigenen Entwicklung gut."

Dazu gehört aber auch Freiheit, nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht. Karoline Eichhorn nimmt sie sich: "Schlimm, wenn einer alles annehmen muss, was gerade kommt. Eine ganz gefährliche Spirale, in die man dann hineingerät."

Sie selbst hat sich ihr nicht ausgesetzt, lebt mit Mann, Kind und Leonbergerhündin Mele zwar in exklusiver Alsternähe, aber eher bescheiden ohne Glamour. Ehemann Arne Nielsen ist Schriftsteller, hat schon zwei Bände mit Kurzgeschichten veröffentlicht, arbeitet gerade am ersten Roman. Harte, knappe, manchmal böse Geschichten, "ungemein filmisch erzählt", wie seine Frau meint. Und vielleicht wird dort ja mal eine tolle Eichhorn-Rolle abfallen.

Erstmal aber spielt sie, was andere für sie schreiben. Und sie wünscht sich so sehr, dabei einmal komisch sein zu dürfen. Denn das kann sie auch sein. Auf der Bühne hat sie das schon oft genug bewiesen, im Film noch nicht.

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