Peter Hahne im Interview: "Kuschelmoderator? Warum nicht!"

Peter Hahne über seinen 60. Geburtstag, respektvollen Umgang — und warum er kaum jemanden in Berlin duzt.

Berlin. Ihm wird oft vorgeworfen, seine Talkgäste mit Samthandschuhen anzufassen, doch damit kann Peter Hahne gut leben. Der Fernsehjournalist, Kolumnist und Autor erfolgreicher Sachbücher ist seit vielen Jahren bei den Zuschauern beliebt, was ihm wichtiger ist als die Meinung von Medienkritikern. Seit gut zwei Jahren moderiert der gebürtige Mindener im Zweiten seine sonntägliche Talksendung „Peter Hahne“.

Herr Hahne, Sie werden 60, wie fällt eine erste Bilanz aus?

Peter Hahne: Na ja, Bilanz klingt ein bisschen nach Beerdigung, nach Abschied. Ich bin fit und fröhlich und voller Tatendrang. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin vor allem zufrieden mit dem, was ich bisher erleben und erreichen durfte.

Warum sind Sie nach Ihrem Theologiestudium Journalist und nicht Pfarrer geworden?

Hahne: Weil ich während des Studiums Radioluft bei der Europawelle Saar schnuppern konnte, der Nachrichtenjournalismus mich begeisterte und ich mir sagte, dann mache ich meine größte Schwäche eben zum Beruf: Neugier! Beide Berufe haben allerdings viel gemeinsam, nämlich Haltung und die Überzeugung vom Sinn der Sache. Wichtige Nachrichten weitergeben, dazu müssen Sie recherchieren, verständlich formulieren und ansprechend präsentieren. Nur so können Sie die Menschen interessieren, faszinieren und motivieren. Das ist das Handwerkszeug von Pastor und Moderator.

Hier die frohe Botschaft, dort schlechte Neuigkeiten. Haben Sie das immer problemlos unter einen Hut bekommen?

Hahne: Weniger unter den Hut als im Herzen. Da trage ich die frohe Botschaft, meinen Glauben an Jesus Christus als stets erneuerbare Energie. Ich kann durchhalten, weil ich gehalten bin, um es mit Joachim Gauck zu sagen. Aber mal ehrlich: Die Welt der Nachrichten hat doch nicht nur schlechte Seiten. Das Wichtigste ist doch: aufklären, Hintergründe beleuchten, Orientierung geben in der Informationsflut.

Ihnen wird vorgeworfen, Gäste mit Samthandschuhen anzufassen. Ärgert Sie das?

Hahne: Nööö, überhaupt nicht! Kuscheltalker ist ein Kompliment für mich, kein Schimpfwort. Hat doch was von Vertrauen und dem Wohlgefühl: Dem nehme ich das ab, was er tut. Nein, ich bringe meinen Gesprächspartnern das entgegen, was ich mir selber auch wünsche: Respekt und Fairness, zuhören und ausreden lassen, nicht vorführen und niedermachen. Auf den heißen Stuhl können sich gern andere setzen. Ich bin kein Miesepeter.

Aber muss man gerade Politiker denn nicht etwas härter rannehmen, als Sie das tun?

Hahne: Ich behandle jeden Menschen gleich, den ich zu mir einlade: fair und offen. Das schließt ein, auch mal sehr fair und freundlich auf seine Defizite hinzuweisen. Dass ein Günter Schabowski, der wahre Maueröffner vom 9. November 1989, in meiner Talksendung unter Tränen bekannte: „Ich schäme mich für alles, was ich den Menschen in der DDR angetan habe“, das hätte er niemals in einem knallharten Investigativ-Verhör gesagt. Nein, diese ewige Fünf-vor-Zwölf-Attitüde mit dem Tremolo stirnrunzelnder Betroffenheit überlasse ich gerne anderen.

Haben sich Freundschaften zu Politikern entwickelt?

Hahne: Genauso wenig wie mit den Vertretern unserer Zunft! Richtige Freundschaften sind da eher selten, weil immer mitschwingt, dass einer etwas vom anderen will. Meine Freunde sind im wahren Leben, seltener im Berliner Biotop. Ich duze kaum jemanden in Berlin.

Mit 60 Jahren hat man den Ruhestand schon fest im Blick, oder?

Hahne: Fest im Blick habe ich nur eines: Jeden Tag, der mir durch Gottes große Güte geschenkt wird, gesund, munter und fröhlich zu erleben. Und wer einen klaren Blick für die leeren Rentenkassen hat, der will doch wohl nicht allen Ernstes allzu früh die Sozialsysteme belasten, oder? (lacht).

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