Pavel Popolski ist den Pullunder leid

Achim Hagemann ist der Kopf der Band Die Popolskis: Sie steht für feine Musik und prima Polenwitze.

Düsseldorf. Man muss gar nicht so staatstragend wie Guido Westerwelle beim Besuch in Warschau gucken, sondern kann Völkerverständigung auch bunt und spaßig betreiben. Wenn die Popolskis über die Bühne toben, geht es nicht nur musikalisch aufs Feinste ab. Dazu werden die bekannten Polen-Klischees mal zelebriert, mal zertrümmert, und der polnische Fan-Block im Publikum jubelt dazu.

Hinter der 13-köpfigen Truppe steht Achim Hagemann, der früher als adretter Pianist die Bühnenauftritte seines Schulfreundes Hape Kerkeling begleitet hat. Klassiker wie "Hurz" hat er in seinem kleinen Düsseldorfer Studio ebenso geschrieben wie die Musik zu dessen jüngstem Film "Ein Mann, ein Fjord".

Für seine pseudo-polnische Band hat Hagemann alias Pavel Popolski eine hübsche Legende gezimmert. Derzufolge hat der selige Opa Popolski mehr als 128000 Top Ten-Hits geschrieben, die später alle von einem schäbigen Gebrauchtwagenhändler geklaut und weltweit zu Geld gemacht worden sind. Skandalöserweise wurde dabei aus Opas Rocksong über die Kirschenverkäuferin auf dem Wochenmarkt eine Modern-Talking-Schnulze namens "Cheri Cheri Lady".

Mit stetig wachsendem Erfolg stellen sich die Popolskis auf die Bühnen der Republik, um auch den anderen Ursprungs-Versionen zu ihrem Recht zu verhelfen. 100 Konzerte geben sie in diesem Jahr. Und der WDR räumt ihnen erneut einige Programmplätzchen frei.

Schon in der ersten Show-Staffel hat der frühere Modern-Talking-Sänger Thomas Anders zerknirscht zugegeben, dass er bei dem Hit-Klau dabei war. Hagemann wundert sich noch heute: "Ich habe nicht gedacht, dass er so viel Humor hat. Damals standen wir noch ganz am Anfang, der hat sogar ohne Gage mitgemacht." In den neuen Folgen bricht Pavel nach Tötensen auf, um in das Studio von Dieter Bohlen einzubrechen: "Wir wollten das letzte Hit von Opa retten, was er noch nicht verhunzet hat."

Wie immer liegt das Geheimnis des schnellen Witzes auch hier in ernsthafter Arbeit. Denn die Popolskis radebrechen nicht haltlos herum, sondern üben regelmäßig mit einem Polnisch-Lehrer, der ihnen korrekte Sätze und Zisch-Laute beibringt. "Wir wollen ja nicht in die Polenkerbe hauen", erklärt Hagemann, den seine damalige polnische Freundin erst auf die Popolski-Idee gebracht hat und der im Frühjahr wieder ins Nachbarland reisen will.

Wer zusieht, wie die Bandmitglieder auf der Bühne dauernd Flaschen mit farbloser Flüssigkeit an den Mund setzen, fragt sich unwillkürlich, wie viel Wodka man denn für gute Popmusik braucht. Ohne geht es jedenfalls nicht. "Die Flaschen müssen präsent sein, sonst würden uns die polnischen Fans für bekloppt erklären." Davon abgesehen hat sich die Band ihr eigenes Wodka-Ritual zugelegt. Hagemann: "Vor jedem Auftritt nehmen wir einen kleinen und singen auf polnisch ",Trinken wir noch ein Tröpfchen’."

Bleibt die Frage nach einem weiteren Markenzeichen: Wo bekommt man die schaurigen Pullunder her? "Wir haben die Second Hand-Läden abgeklappert oder sie sogar schneidern lassen. So etwas kriegt man gar nicht, die müssen ja auch die Toberei in der Show aushalten", sagt Hagemann. "Aber ich lehne die mittlerweile ab. Die sind aus 140 Prozent Polyester, das ist auf der Bühne die Hölle."

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