Olli Schulz macht TV aus der Kiste

Schräge Typen sind im Fernsehen eher selten. Der Sender Pro Sieben riskiert mit Olli Schulz ein neues Format.

Berlin. Er wird bald 40, hat bereits eine gewisse Karriere hinter sich, aber der große Ritterschlag fehlte bisher: Oliver Marc („Olli“) Schulz, Komiker, Songwriter, Sänger und Gitarrist mit Provenienz Hamburg und Wohnort Berlin, hat nun eine eigene Sendung bei Pro Sieben.

Warum auch nicht, denn als Säufer Charles Schulzkowski, Sidekick beim Moderations-Duo Joko & Klaas in der Show „Circus Halligalli“, hat sich der schräge Individualist bereits einen Fankreis aufgebaut, der „Circus Halligalli“ ohne Schulz für völlig überflüssig hält.

Diese Armada von Anhängern im Rücken hat den Sender dazu animiert, Schulz am Montag um 22.10 Uhr eine Ausgabe von „Schulz in the Box“ mit 45 Minuten brutto Länge zu gewähren. Das Prinzip ist denkbar einfach: Olli lässt sich in eine Holzkiste stecken, die wird abtransportiert, irgendwo aufgemacht, und der Komiker muss sein ganzes Improvisationstalent aufbringen, um sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden.

Die erste Sendung führt Schulz, der von Hause aus Musiker ist und unter anderem mit Max Schröder unter dem Namen „Olli Schulz und der Hund Marie“ auf dem Plattenlabel von Kettcar-Sänger Marcus Wiebusch einige Alben veröffentlicht hat, in Berlin zu einer Gruppe von nackten Umweltaktivisten. Der Entertainer will sich der Kommune, die Pornos zur Rettung der Welt dreht, anpassen, fühlt sich aber nicht wohl in seiner Haut, verrät sein Sender vor der Ausstrahlung: „Ich war nie der coole Typ — und habe eine Figur wie ein Sack Schrauben“, wird Schulz zitiert.

Im Netz kündigt er an: „In der Sendung hinterfrage ich mein Leben und versuche herauszufinden, was ich in den letzten 39 (Jahren) so alles verpasst habe. Vielleicht schlummert ja ein genialer Trickbetrüger in mir oder ein brillanter Tischler. Ich glaube, es wird ganz gut.“

Der Entertainer, der mit dem Kollegen Jan Böhmermann sonntags auf Radioeins in der Sendung „Sanft & Sorgfältig“ zwei Stunden lang plaudert, hat es schon einmal mit einer eigenen TV-Show versucht. Im Jahr 2008 zeichnete der NDR mit Schulz eine Late-Night-Show auf. „Als ich zu der Aufzeichnung kam, sprach keiner mit mir, niemand hat mir die Hand geschüttelt, alle waren genervt“, sagte der 39-Jährige einst „Zeit Online“.

„Irgendwann hörte ich, wie ein Kameramann zum anderen sagte: ,Das soll unser neuer Entertainer sein? Weißt du was? Freddy Quinn — das war noch ein Entertainer.’“ Die Sendung wurde zwar ausgestrahlt, nie wieder habe er was vom NDR gehört, so Schulz.

Am 15. Oktober wird Olli Schulz — mittlerweile Vater einer kleinen Tochter — 40 Jahre alt. „Ich hasse es, meinen Geburtstag zu feiern und bin die letzten 20 Jahre auch gut drum herum gekommen“, schreibt er auf seiner Webseite. „Jetzt werde ich 40, und da muss ich wohl mal was machen.“ In Berlin und Hamburg werde er Konzerte veranstalten.

Vielleicht wird dem Wahl-Berliner für die Musik künftig etwas weniger Zeit bleiben, wenn Pro Sieben ihn und seine Holzox in Serie gehen lässt.

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