Oliver Stone: Amerikas unbequemer Moralist

Oliver Stone wurde mit kritischen Filmen wie „Platoon“ und „Wall Street“ erfolgreich. Am Donnerstag wird der Regisseur 65.

New York. Oliver Stone hat sich mit seinen Filmen viele Feinde gemacht. In „Platoon“ prangerte er das brutale Vorgehen der GIs im Vietnamkrieg an, in „Natural Born Killers“ thematisierte er die Haltung seiner Landsleute zur Gewalt.

Sein Politthriller „John F. Kennedy — Tatort Dallas“ ging der umstrittenen Verschwörungstheorie nach, in „Wall Street“ nahm er die Machenschaften der Finanzwelt aufs Korn.

Erst mit „World Trade Center“, der Story von zwei verschütteten Polizisten, heimste er das Lob von Amerikas Konservativen ein. Dafür nannten die Linken den Film politisch naiv. Heute feiert der dreifache Oscar-Preisträger seinen 65. Geburtstag.

Stone wuchs als Sohn eines jüdischen Börsenmaklers in New Yorks besseren Kreisen auf. Er besuchte die Elite-Universität Yale gemeinsam mit George W. Bush. Dem späteren US-Präsidenten widmete er die Politsatire „W. — Ein missverstandenes Leben“.

Stone verließ die Uni bereits nach einem Jahr und ging nach Vietnam, um Englisch und Geschichte an einer Schule zu unterrichten. Zwei Jahre später schloss er sich einer Infanteriedivision zum freiwilligen Kriegsdienst an.

Zurück in New York erlernte Stone an der Filmschule der Universität bei Martin Scorsese sein künftiges Handwerk. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Taxifahrer.

Seinen Zorn auf die US-Gesellschaft kam in Filmen wie „Wall Street“ mit Michael Douglas und „Geboren am 4. Juli“ mit Tom Cruise zum Ausdruck. Nach dem Politthriller über die Kennedy-Ermordung porträtierte er Richard Nixon und dessen Verwicklung in den Watergate-Skandal: „Nixon“.

Mit „Natural Born Killers“, einer Hymne auf das Killerpärchen Mickey und Mallory Knox, handelte er sich den Vorwurf der Gewaltverherrlichung ein.

Stones „Commandante“ wurde von Kritikern als unkritisches Bild seines Freundes Fidel Castro verrissen. Bewunderung hegt Stone auch für den venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez. In einem Interview bezeichnete er sich als Mischung aus Gewinner und Verlierer.

Er habe erfolgreiche Filme gedreht und Preise gewonnen, aber auch „eine Menge verloren“, sagte Stone. „Niederlagen sind ebenfalls Gewinne. Man lernt aus den Niederlagen, mehr als aus den Erfolgen.“

Ein Misserfolg, der Stone weh tat, war das Epos „Alexander“. Es ist eines seiner kostspieligsten Leinwanddramen, fiel 2005 aber bei Kritikern durch und wurde wegen der hohen Entstehungskosten zum Kassenflop. Sein jüngster Film war aber wieder ein Kassenknüller: die Fortsetzung seines Wall-Street-Thrillers.

Und er plant zurzeit schon den nächsten Coup: Stone dreht das Drogendrama „Savages“. Der Regisseur selbst war, als er das Drehbuch zu „Scarface“ schrieb, drogensüchtig und soll noch immer gelegentlich Drogen konsumieren.

Trotz seines Erfolgs halten viele Amerikaner Stone für einen Vaterlandsverräter. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ließ er in ersten emotionalen Kommentaren Verständnis für die Terroristen erkennen. Hinterbliebene von 9/11-Opfern kreiden Stone an, dass er sich weigerte, einen Solidaritätsaufruf der Opferfamilien in den Abspann von „World Trade Center“ aufzunehmen.

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