Matthias Back hat nichts als Birnen im Kopf

Matthias Back aus Filderstadt sammelt Glühlampen und stellt sie aus. Mehr als 700 hat er schon — und kaum eine bezahlt.

Filderstadt. Bob Dylan riet, nie ohne sie aus dem Haus zu gehen, Günther Grass’ Oskar Matzerath erblickte in ihr „das Licht der Welt“ und selbst Picasso verewigte sie in seinem Bild „Guernica“. Glühlampen sind aus der Kulturgeschichte nicht wegzudenken — doch verschwinden sie jetzt nach und nach aus dem Alltag. Matthias Back, Hausmeister der Filderstädter „Filharmonie“, hält das Gedenken an die warmstrahlenden Leuchtmittel hoch. Rund 700 Stücke hat er zusammengetragen. 500 davon stellt er in den Vitrinen des Veranstaltungshauses in Baden-Württemberg aus.

Die größte von ihnen gibt es nach Auskunft des Sammlers nur dreimal auf der ganzen Welt. Back braucht schon seine ganze Armlänge, um sein Prachtexemplar voll zu umfassen. Wenn er über den 20-Kilowatt-Oschi spricht, leuchten die Augen des 56-Jährigen. „Das ist wirklich was Besonderes. Die Birne hat Europa-Charakter“, sagt er stolz.

Dass die Riesenbirne ihm gar nicht gehört, spielt für ihn keine Rolle. Wichtig ist, dass die Dauerleihgabe der Münchner Firma Richard Schahl in seiner Vitrine einen festen Platz hat. Jeder, der mag, kann sie hier zu den regulären Öffnungszeiten der „Filharmonie“ bewundern. Die beiden anderen Giganten befinden sich laut Back im Deutschen Museum in München und in New York.

Während andere Glühlampen-Sammler ihre Stücke nach Katalog zusammentragen, zählt für Back nur die Vielfalt. Neben dem Leuchtriesen gibt es auch LED-Zwerge. Überraschend klein kommt die Blinkleuchte von der Tragfläche eines Flugzeugs daher — obwohl sie kilometerweit strahlt. Es gibt fantasievoll gebogene Röhren sowie Leuchten, die sich ungewöhnlich verfärbten, weil sie Luft zogen.

Die Rundfeuerlampe vom Stuttgarter Fernsehturm findet sich hier genauso wie das Licht vom westlichsten Leuchtturm Europas in Portugal oder Glühlampen vom Festspielhaus Bayreuth. Die meisten Lampen sind Zeugen vergangener Strahlkraft. Zwei Drittel von ihnen sind verglüht.

Zu seinem Hobby kam Back über eine Waldorfschule in Stuttgart. Er sollte Ersatz für eine rund 100 Jahre alte sogenannte Soffittenlampe suchen. Das kaputte Exemplar lag als Gedächtnisstütze auf seinem Schreibtisch. Als er endlich einen Ersatz gefunden hatte, konnte er sich von der alten Birne nicht mehr trennen. „Sie ist heute vielleicht sogar die älteste, die ich habe“, sagt Back.

Ehefrau des Sammlers

Schnell sprach sich sein Hobby rum — und die Sammlung wuchs. Irgendwann stellte seine Frau ihn vor die Wahl: „Entweder die Birnen kommen weg, oder du staubst sie selbst ab.“ Da war er sehr dankbar für den Platz im Filderstädter Veranstaltungshaus.

Als Hausmeister der „Filharmonie“ hat er wertvolle Kontakte und Zugang zu vielen vergessenen Kellern. Sein Ehrgeiz: „Ich möchte keine Birnen kaufen.“ So wird er möglicherweise noch eine ganze Weile auf seine zwei Traumstücke warten müssen — falls er sie je bekommt. Eines ist die größte ihm bekannte Glühbirne mit 30 Kilowatt, das andere die Fotolampe „schwangere Birne“ von Philips aus den 30er Jahren.

Leichter wird das Sammeln sicher nicht: Zum einen verschwinden die Schätzchen jetzt aus Läden, Haushalten und Kellern. Nach Angaben der Geschäftsführerin des Handelsverbandes Baden-Württemberg, Sabine Hagmann, gibt es nur noch Restbestände „da und dort“. Zum anderen beobachtet Back einen Boom, seit das Sammelgebiet abgeschlossen ist: „Das ist beim Sammeln oft so: Es macht „Krach“, und dann ist es wertvoll. Hier ist der Knall wirklich gekommen.“

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