Mary Roos: Die Wandlung der Miss Grand Prix

Die Schlager-Ikone Mary Roos wird am Donnerstag 65. In ihrer Karriere und auch privat gab es viele Höhen und Tiefen.

Mary Roos: Die Wandlung der Miss Grand Prix
Foto: Tobias Kleinschmidt

Hamburg. Mary Roos ist kein Geburtstagsmensch. Sogar von Freunden nimmt sie Glückwünsche zu ihrem Ehrentag widerwillig an. Die Schlagersängerin spöttelt dann gern: „Man muss nicht mir dazu gratulieren, sondern meinen Eltern.“

Ihre Sprecherin Angelika Knüfken sagt: „Mary feiert ihren Geburtstag nie. Sie gibt auch kein Interview zu dem Tag.“ Sie sei verreist und nicht in ihrem Haus in Hamburg-Wellingsbüttel anzutreffen. „65 zu werden, ist nicht schön für eine Frau“, sagt die Agentin offen.

Ansonsten kann Roos über sich selbst lachen, bis ihr die Tränen kommen. Im 56. Karrierejahr fragt sie sich zum Beispiel in einem der aktuellen Jazz-Songs: „Wird man nicht irgendwann zu alt, ‘ne tragisch-komische Gestalt?“ Die Frau mit dem blonden Bob und dem dunklen Timbre, die ihren Fans modern via Facebook ihre Alterswehwehchen klagt („Die Hüfte jault auf!!!“), ist vor allem eins: „Ein musikalisches Urvieh“ — so brachte es Dieter Thomas Heck mal nicht sehr charmant auf den Punkt.

„Die Roos“ gilt als eine, die jeden Ton trifft. Mit ihren Chansons der 1970er Jahre war die zweifache Grand-Prix-Teilnehmerin auch in Frankreich ein Star.

Als erste deutsche Künstlerin hatte sie 1976 einen Gastauftritt in der „Muppet Show“. Und Barbra Streisand ist eine alte Bekannte. „Eigentlich hätte ihre Karriere viel größer sein müssen“, sagt Peter Schmidt-Treptow, Gründer des Mary-Roos-Fanclubs und inzwischen auch Freund der Künstlerin. Woran es lag? „Sie hatte vielleicht am Anfang die falschen Berater.“

Begonnen hat alles im elterlichen Hotel in Bingen am Rhein. Die kleine Rosemarie Schwab (so ihr bürgerlicher Name) unterhielt beim Tanztee die Gäste. Als Neunjährige nahm sie die erste Platte auf („Ja, die Dicken sind ja so gemütlich“). Rasch trug sie den Beinamen „Valente vom Mäuseturm“ und landete in der Schlager-Schublade („Arizona Man“, „Aufrecht geh’n“). Durch bis zu 60 TV-Shows pro Jahr singt und plaudert sich Roos. Bei Carmen Nebel gehört sie zum Inventar.

Sie ist die ungekürte „Miss Grand Prix Eurovision de la Chanson“. Fünfmal nahm Roos am Vorentscheid teil, zweimal kam sie ins Finale. Gefeierte Dritte wurde sie 1972 mit „Nur die Liebe lässt uns leben“.

Und dann sind da noch die Männer. Zwei Ehen scheiterten: eine mit dem Franzosen Pierre Scardin, der sie auch managte, und jene mit Stimmungssänger Werner Böhm. 1989 geschieden, kam es 2013 zum späten Rosenkrieg: Mitten in der PR für seine Autobiografie behauptete Böhm, Mary habe ihn betrogen. „Das Beste an diesem Buch ist, dass das Papier recycelbar ist und sich von selbst zersetzt“, sagte Roos dazu trocken. Sohn Julian schlug sich auf ihre Seite.

Roos ist Single. „Die Männer in meinem Alter haben langsam Macken. Da denk’ ich dann. . . neee!“, sagte sie. Selbst sei sie auch kompliziert: „Ich bin eine Chaos-Tante, verlege immer alles und bin Internet-Shopping-süchtig.“

Peter Schmidt-Treptow wünscht ihr zum Geburtstag noch so eine CD wie die letzte. „Das ist das Album ihres Lebens.“ Mit Schlager hat „Denk was du willst“ nichts zu tun. Stattdessen Jazz, Swing und Bossa Nova mit ironischen Texten von Frank Ramond, der auch für Ina Müller schreibt. „Sind Sie die neue Johannes Heesters?“, fragt sich Roos auf der CD. „Ich habe das Gefühl“, sagte sie neulich in einem Interview, „je älter ich werde, desto schriller werde ich.“

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